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Strobl-Prozeß: Alice Schwarzer Zeugin

„Das sind zwei Welten, die sich hier begegnen“, konstatierte Schwarzer zu ihrer Ladung vor Gericht / Anschlag auf Lufthansagebäude sei Banalität / Bundesweites Krüppelforum zum Prozeßbesuch aufgerufen  ■  Aus Düsseldorf Gitti Hentschel

Fünf RollstuhlfahrerInnen saßen gestern am zwölften Verhandlungstag in der ersten Reihe beim Prozeß gegen die 36jährige Journalistin Ingrid Strobl vor dem 5.Strafsenat des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf. Das bundesweite Krüppelforum hatte zum Besuch des Prozesses aufgerufen, da sich Strobl mit der Kontinuität faschistischer Wertvorstellungen in der BRD beschäftigt habe. Ingrid Strobl wird vorgeworfen, als Mitglied der Revolutionären Zellen einen Wecker für einen Anschlag gekauft zu haben.

Als ZeugInnen wurden die früheren KollegInnen der Journalistin aus der 'Emma'-Redaktion gehört - allen voran Herausgeberin Alice Schwarzer. Sie sorgte durch ihre anschauliche Darstellungsart für Abwechslung im grauen Gerichtsalltag. Sie habe es für „absolut unwahrscheinlich“ gehalten, daß Ingrid Strobl mit dem Lufthansaanschlag etwas zu tun hatte. Damit erklärte die prominente Feministin, warum sie über einen solchen Verdacht der Polizei nie mit der Freundin und früheren 'Emma'-Mitarbeiterin gesprochen hatte. Außerdem sei ihr der Anlaß - „ein kleines Loch“ im Kölner Lufthansagebäude - „extrem banal erschienen“ im Vergleich dazu, was für sie und andere Feministinnen zu jener Zeit, Ende 1986, Anfang 1987, Bedeutung hatte: zum Beispiel eine erneute Kampagne gegen das Abtreibungsverbot nach 10- oder 15jährigem Kampf von Frauen gegen den Paragraphen 218. Für den Vorsitzenden Richter Arend vom 5.Senat des OLGs waren solche Äußerungen der 'Emma' -Herausgeberin sichtlich schwer nachzuvollziehen. „Das sind zwei Welten, die sich hier begegnen“, reagierte Alice Schwarzer verständnisvoll auf wiederholtes Nachfragen des Richters und versuchte, ihren wie Ingrid Strobls kulturpolitischen Hintergrund deutlich zu machen. Wie Ingrid Strobl gehöre sie einer Generation an, die sich mit dem Staat angelegt und zur Wehr gesetzt habe, und als „engagierte Bürgerrechtlerin und Journalistin“ sei sie „Fights gewohnt“. Entsprechend rechne sie auch mit „Kollisionen“. Daß 'Emma‘ abgehört werde, sei Alice Schwarzer schon 1977 zuverlässig von einem Kollegen mitgeteilt worden. All das seien Gründe, daß sie „ein bißchen lässig“ auf die Warnung reagiert habe, die 'Emma' -Redaktion oder Strobl würden polizeilich überwacht.

Als die Redaktion 1984 beschlossen hatte, eine Selbstdarstellung der Roten Zora in Interviewform abzudrucken, habe Ingrid Strobl wie alle anderen 'Emma' -Frauen dafürgestimmt. 'Emma'-Mitarbeiterin Susanne Aeckerle bestätigte diese Aussage vor Gericht. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, ob sie sich vorstellen könne, Ingrid Strobl hätte an dem Interview mit der Roten Zora mitgewirkt, antwortete Alice Schwarzer überzeugt mit „nein“.

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