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Chancen zum Entwirren-betr.: "Die Mystik der Abstraktion", "Vom Nachttisch geräumt", taz vom 28.3.89

betr.: „Die Mystik der Abstraktion“, „Vom Nachttisch geräumt“, taz vom 28.3.89

Daß Arno Widmann drei Seiten der taz mit seinen Rezensionen beehren (beherrschen) kann, finde ich gut (besonders für ihn und seinen Einheitslohn). Auch daß er sich noch begeistern kann wie zum Beispiel für Die Mystik der Abstraktion und den Ausstellungskatalog Tuchman/Freeman (168 Mark, die sich lohnen!).

Die Vielfalt bei seinem Lesestoff unterscheidet ihn auch wohltuend von anderen Zeit(ungs)genossInnen. Daß er jedoch ohne jeden ideologiekritischen Blick beziehungsweise Hinweis - in höchsten Tönen Welschs Sammelband mit „Schlüsseltexten zur postmodernen Diskussion“ zum Standardwerk erklärt, zeigt mir, daß er dabei ist, sich im postmodernen Strudel selber zu verlieren. Ich denke, ihm ist bekannt, wer hinter der Postmoderne-Propaganda und ihren ästhetisierenden, alles vergleichgültigenden Tendenzen steckt und wer von ihren entpolitisierenden Tendenzen profitiert.

Also demnächst bitte keine ungenauen und daher irreführenden Ausführungen (vgl. die Aneinanderreihung Lyotard, Derrida, Habermas... Gehlen, Jencks, Baudrillard, Eco). Lieber weniger Anteile rein in die Mischung, dafür aber für die LeserInnen mehr Faßbares Chancen zum Entwirren. Ob er's will oder nicht, auch durch Rezensionen wirkt Widmann meinungsbildend. Oder will er nur Geschmack erzeugen? Soll er - soviel er Lust hat, fragt sich nur, wo und wo besser nicht? Schneller als es die taz merkt, wird sie sonst zum „Journal der Neuen Unübersichtlichkeit“. Ich meine, davon gibt's schon reichlich.

Michael Rainer, Münster

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