: Dollaranstieg verzögert
Berlin (taz) - Vorbei ist's erstmal wieder mit dem Dollarkursanstieg. Der Grund: Die Finanzminister und Notenbank-Präsidenten der sieben mächtigsten Industrieländer (G-7) haben bei ihrem Treffen am Wochenende in Washington befunden, daß der Kurs der US-Währung jetzt erstmal nicht mehr weiter steigen solle. Die Folge: Am Dienstag sackte der Dollar um über zwei Pfennig auf 1,8665 Mark, weil die Spekulanten nun nicht mehr hoffen konnten, daß die Notenbanken der sieben Länder den Dollar durch Stützungskäufe in der Nähe von 1,90 Mark halten würden, worauf man zuvor spekuliert hatte. Im Gegenteil, die japanische Zentralbank erkannte sogleich die Gunst der Stunde und verkaufte zum hohen Kurs einen größeren Millionenbetrag an Dollar, offiziell, um den Kurs nun wieder zu drücken, inoffiziell allerdings hat man dabei wohl auch einen guten Schnitt gemacht.
Eine Ursache für die neuerliche Dollar-Baisse sind allerdings auch Gerüchte über anstehende Leitzinsanhebungen in der Bundesrepublik und Japan, wodurch die Zinsdifferenz zu den hochzinslichen und damit anlagegünstigen USA kurzfristig verringert würde. Gestern früh konnte der Dollar zur Eröffnung der Devisenbörse in Frankfurt jedoch schon wieder einen halben Pfennig gutmachen. Dies deutet bereits an, daß nach der Dollar-Hausse jetzt kein freier Fall erfolgen wird. Im Gegenteil: Weil es sich abzeichnet, daß die USA zur Zeit nur lasche Anstrengungen zur Behebung ihres Haushaltsdefizits unternehmen, gehen die Spekulationen eher in die Richtung, daß mittel- bis langfristig die US-Zinsen noch weiter anziehen werden. Daher könnte der G-7-Beschluß auch so interpretiert werden, daß der ohnedies drohende weitere Dollarkursanstieg lediglich gedämpft werden sollte.
ulk
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