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Schein und Sein

Gorbatschows Besuch bei Fidel Castro in Kuba  ■  K O M M E N T A R E

Mit der Show kann Fidel Castro zufrieden sein. Nachdem US -Vizepräsident Quayle mal wieder Lateinamerika als „Hinterhof“ reklamiert hatte, blieb dem Perestroika-Erfinder in seiner Rede auch nichts anderes übrig als der Schulterschluß: Lob für die kubanische Außenpolitik und Betonung des eigenen Weges der Kubaner zum Sozialismus. Die eigentlichen Probleme kamen hinter den Kulissen zur Sprache. Schließlich ist in dem auf 25 Jahre geschlossenen Freundschaftsvertrag nicht von Geld die Rede. Kubas Exporterlöse sind in den letzten Jahren um ein Drittel zurückgegangen. Wenn sich an Ineffizienz, Korruption und Schlamperei in der Wirtschaft nichts ändert, dann müßte Moskau bei den Subventionen noch einmal zulegen.

Statt dessen ließ Gorbatschow, der im eigenen Land zu sparen begonnen hat, durch seine engste Umgebung in Havanna mitteilen, die „Unausgeglichenheit“ des Wirtschaftsausstauschs zwischen beiden Ländern könne kein Dauerzustand bleiben. Und Vizeaußenhandelsminister Katschanow versprach Kuba für die Zukunft gerade soviel Erdöl, wie für das „normale Funktionieren“ seiner Wirtschaft nötig sei. Da Kuba bisher so viel billiges sowjetisches Öl bekam, daß es einen Teil davon auf dem Weltmarkt teuer weiterverkaufen konnte, heißt das im Klartext: Moskau will die Subventionen abbauen.

Grund zur Sorge für Fidel Castro. Denn damit kommt der Druck, die Wirtschaft zu dezentralisieren und markwirtschaftliche Elemente einführen, durch die Hintertür. Die Perestroika braucht Gorbatschow gar nicht zu verordnen. Irgendwann kommt sie von allein.

Michael Rediske

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