: Wieder im Kino:
■ „1789“ im Theater im Kino
Während der einfache Film nur eine Hürde zu überspringen hat, an der aber immer noch die meisten scheitern, stellen sich einer Theaterverfilmung immer, das ist ein Naturgesetz, zwei Klippen in den Weg: 1. das Theaterstück kann langweilig, also schlecht sein, 2. die Verfilmung kann langweilig, also schlecht sein. Selten schafft ein Film beide Hürden, noch seltener einer, der sich weitgehend hinter der theatralischen Inszenierung zurücknimmt und sich quasi dokumentarisch nur auf die Abbildung der Aufführung beschränkt.
„1789“ von Ariane Mnouchkine und ihrem Theatre du Soleil ist ein solcher und das liegt eben an den verschiedenen Ebenen, die durch diesen Film in eine spannungsreiche Beziehung gesetzt werden.
Da ist zunächst die Theatergruppe und ihre Spielstätte: Das Theatre du Soleil spielt mit rasender Präsenz in einer alten Fabrikhalle, die das Bühnengeschehen in die Tastnähe seiner Zuschauer rückt eine außergewöhnlich vielseitige und dynamische Form von Theater. Hier ist die Inzenierung der Revolutionsereignisse ein Versuch, collagenhaft, durch eine Vielzahl unterschiedlichster Szenen, das Fest und die Trauerfeier nacherlebbar zu machen, das das Jahr 1789 für die Franzosen der unteren Stände war.
Und bei aller dramatischen Bewegung schafft die zurückgenommene Kamera, die sich an wechselnde Zuschauerperspektiven anschmiegt, die Einheit von Zeit und Raum, die früher als konstitutives Merkmal des Dramas galt. Aus dieser Perspektive ergibt sich sowohl die Nähe zum dramatischen wie zum abgebildeten historischen Prozeß: durch die ständig wechselnden Haupt-, Unter- und Nebenbühnen werden die heutigen Zuschauer in die Bewegung versetzt rutsch, rutsch, im Kinosessel hin und her - die ihre französischen Vorläufer auf der Straße vollzogen. ste
Schauburg, täglich 18 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen