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Ökobank steckt bei Versicherungen zurück

Eine Konsequenz aus der Kritik am Geschäftspartner R+V-Versicherung seitens der Ökobank-Initiativen  ■  Von Ulli Kulke

Berlin (taz) Die Frankfurter Ökobank hat in der Auseinandersetzung um ihre umstrittene Vermittlung von Verträgen der R+V-Versicherung einen Rückzieher gemacht. Sie wird ihren Kunden künftig nur noch Versicherungsverträge anbieten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Kreditvergabe stehen - etwa eine Lebensversicherung, die für die Bank das Risiko der Kreditrückzahlung eingrenzt, aber gleichwohl die Möglichkeit zu günstigen Kreditkonditionen offenhält. Nach Auskunft von Ökobank-Sprecher Torsten Martin haben diese Verträge in der Vergangenheit ohnehin rund 80 Prozent der am Bankschalter vermittelten Versicherungen ausgemacht.

Die Ökobank zog mit diesem Schritt die Konsequenzen aus der Kritik an den Kapitalverflechtungen der R+V-Versicherung mit Unternehmen, die im Atom-, Rüstungs- und Südafrika-Geschäft tätig sind. Entsprechende Vorhaltungen kamen vor allem aus der Ecke ehemaliger Ökobank-Initiativen und der Zeitung für selbstverwaltete Betriebe, 'Contraste‘, die unter anderem von Angehörigen dieser Initiativen getragen wird.

Gegenüber der taz erklärte Torsten Martin, man wolle durch diesen Schritt einerseits klarmachen, daß sich die Ökobank nicht schwerpunktmäßig im Versicherungsgeschäft betätigen will. Andererseits gesteht die Bank auch Versäumnisse ein: Man habe sich nicht rechtzeitig vollständig über die Verstrickungen der Versicherung unterrichtet, um die Bankkunden darüber informieren zu können. Hier macht die Ökobank allerdings geltend, daß sie sich vor Aufnahme der Versicherungsvermittlung bei einem Versicherungsladen in Köln erkundigt habe, der immerhin auch Gründungsmitglied im „Verband der Fairsicherungsläden“ gewesen sei. Martin wies jedoch darauf hin, daß es eine völlig unverfängliche Versicherung nicht gebe, an diesem Problem kämen die Fairsicherungsläden auch nicht vorbei. In einer Erklärung des Aufsichtsrates der Ökobank heißt es dazu: „Die Gründung einer eigenen Versicherung, die den Zielen der Ökobank entspricht, ist selbst in Zusammenarbeit mit europäischen Institutionen noch in weiter Zukunft.“

Bis auf weiteres wird die Ökobank alle Kunden, die einen Versicherungsvertrag abschließen wollen, der nicht im Zusammenhang mit der Kreditaufnahme steht, an Fairsicherungsläden oder ähnliche Büros verweisen. Mittelfristig will man allerdings einen „Versicherungsbeirat“ ins Leben rufen, der die weitere Zusammenarbeit mit der Versicherungsbranche grundsätzlich überdenken soll. In der neuesten Ausgabe der 'Ökorrespondenz‘, der Hauspostille der Bank, wendet sich Aufsichtsratsmitglied Berger gegen die „diffamierende Polemik, die 'Contraste‘ entfaltet hat“ und schreibt: „Der Ökobank ist es wichtiger, daß ein ökologisch produzierender Betrieb mit einem Kredit seine Produktion aufnimmt und dafür notfalls auch eine Versicherung abschließt, als daß eine Produktion unterbleibt, weil Versicherungen des Teufels sind. Das Paradies auf Erden ist nur durch einen Pakt mit dem Teufel zu erreichen.“

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