: Modenschau für dicke Frauen
■ Schluß mit dem Verstecken in langweiligen Hemdblusenkleidern: Ein Modeladen für Dicke bringt Trendmode in Übergrößen / Bunte Farben und weite, fallende Schnitte
Eine Augenweide: Statt blaßblauer Hemdblusen, vermeintlich „streckender“ Längsstreifen oder „ablenkender“ Bubikragen gab es genau das, was Dicke angeblich überhaupt nicht tragen können: laute Farben, auffällige Muster, praller Modeschmuck - und tatsächlich sogar breite Formgürtel. Zu sehen gab es all das auf der Modenschau im kürzlich eröffneten Laden „Super Women“, der Damen-Mode
und keine Garderobe zum Verstecken - für die Größen 44-56 führt.
Einige Kostroben: Unter einem flaschengrünen Chinz-Mantel ein Baumwoll-Zweiteiler im Hawaii-Dessin. Oder ein grünrot -changierender Popeline-Mantel mit einem weich fließenden Jersey-Zweiteiler in hummerrot! darunter. Oder klassisch: Auf einer weiten schwarzen Hose flirren hunderte weißer Vierecke,
darüber ein schwarzer Leinen-Blazer, dazu ein knallrotes Top. Für schlanke junge Frauen wäre all das kein bißchen gewagt, ebensowenig wie der gelbgepunktete Hosenanzug oder die lila Leinenkombination mit geblümter Weste und lila Satin-Rücken. Dicke Frauen aber, im Branchenjargon freundlich-diskriminierend als „vollschlank, stabil, mollig“ bezeichnet und gleichzeitig mit schicker Konfektion eklatant unterversorgt, kriegen solche Trendmode in Übergrößen selten zu sehen.
Daß das Ganze trotz allem Mut in Farben, Mustern und Accessoires weder lächerlich noch grellbunt wirkt, liegt an den Schnitten, Kombinationsmöglichkeiten und am Zubehör. Die Modelle sind wirklich weit und groß genug. Ein weich fallender, flatteriger Hosenanzug - kleine gelbe oder grüne Punkte auf schwarzem Grund - sieht auch in Größe 52 gut aus
-wenn die Frau sich nicht gewaltsam darin einzwängen mußte. „Streckende“ Elemente sind eher unauffällig eingesetzt: Breite Quetschfalten im Rücken, gerade weite Jacken in ruhigen, dunkleren Farben zum Darübertragen, riesige Schmucknadeln als Blickfang. Schneidermeisterin und Designerin Elin-Astrid Becker, selbst rund geraten, weiß, daß Mode für Dicke auf Gewichtsschwankungen eingestellt sein muß und baut deshalb oft Elastik-Bänder und Gummizüge ein. Nette Accessoires: eine senkrechte Verschlußleiste am T -Shirt aus Knöpfen wie kleine Schleifchen in sechs verschiedenen Farben, Reißverschlüsse mit Zähnen in Regenbogenfarben, Einstecktücher in leinernen Blazers, die das Dessin von Rock oder Hose aufnehmen. Dazu Sonnenschirm -Kappen aus Stroh in allen Farben. Susanne Paa
„Super Women“, Dechanatstraße Ecke Balgebrückstraße, in der Nähe der Haltestellen Domsheide
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