Verdummung-betr.: "Friedensnobelpreis für NATO", taz vom 4.4.89

betr.: „Friedensnobelpreis für Nato“, taz vom 4.4.89

(...) Sache ist doch, daß Nato und Warschauer Pakt mit ihren Atomwaffen unsere Erde mehrere Male vernichten könnten. Nicht die einseitige Abschreckung der Nato, sondern die gegenseitige Abschreckung hat schließlich bewirkt, daß bisher weder die eine noch die andere Seite den Erstschlag riskiert hat. Gegenseitige Abschreckung durch beiderseitige Aufrüstung ist dann überflüssig, wenn überall die Feindbilder abgebaut sind und gegenseitiges Vertrauen herrscht. Die Rüstung produzierenden Arbeitskräfte müssen von all denen mitgetragen werden, deren Regierungen die Menschenvernichtungsgeräte kaufen. In der Rüstungsproduktion wird kein einziges Stück Brot, nicht ein wärmendes Kleid, keine Wohnung, aber auch kein einziger Artikel produziert, der die Freizeit verschönert. Das Gegenteil ist der Fall.

Dabei gibt es sinnvolle Arbeit für alle einschließlich der Asylsuchenden. Nicht die Rüstungsindustrie, sondern sinnvolle Arbeit gilt es durch steuerliche Maßnahmen zu fördern. Die Grünen und die SPD sollten endlich entsprechende Anträge im Bundestag stellen.

Deshalb verdient derjenige den Friedensnobelpreis, der sich für den Abbau der Feindbilder und für Abrüstung einsetzt. Michail Gorbatschow sollte den Preis stellvertretend für alle Menschen in der Friedensbewegung erhalten. (...)

Ein Grüner aus Guxhagen

Ich denke, Frau Wiedemann hat nicht recht, wenn sie in ihrem Kommentar zu Geißlers Vorschlag, der Nato den Friedensnobelpreis zu geben, schreibt, dies sei ein verspäteter Aprilscherz. Der Vorschlag ist nur nicht weit genug gedacht: Die Tatsache, daß der „kalte Krieg“ in Europa bisher kalt blieb, verdankt sich, sicher unbestritten, dem „Gleichgewicht des Schreckens“. Also gehört die eine Hälfte des Preises dem Partner, der das Gleichgewicht mitgehalten hat: dem Warschauer Pakt. Und das Geld wird unter den Verteidigungsministern aller 38 Staaten beider Bündnisse aufgeteilt...

Georg Kampf, Köln