: Post aus der Moderne
Weymar (Anfang April 1794, 'Journal des Luxus und der Moden‘) - Es wäre ungerecht, wenn wir dem berühmten und in Frankreich so allgemein Mode gewordenen Revolutionsinstrumente, der hochheiligen Guillotine, wie sie vor kurzem noch ein Pariser Sansculotte nannte, nicht einen eigenen Artikel in unserm Journale widmen
wollten; denn
sie war so gut
als unsre
Hüthe, Hau
ben und Schuh
schnallen dem
allherrschen
den Zepter der
Mode unter
worfen und be
weißt die son
derbare aber
allgemein be
kannte Erfah
rung, daß die
Mode nichts
untergehen
läßt, sondern nach einem kleineren oder größeren Cyclus, oft von Jahrhunderten, Alles wiederbringt, sogar bis auf eine Köpfmaschine. Hoffentlich bedarf es bey unsern Lesern keiner Entschuldigung, daß wir einen so schauerlichen Gegenstand hier aufnehmen. Wir schreiben ja kein Damen-Journal oder ein Toiletten-Werk, worin man nichts als Nectar und Ambrosia sucht. Dieß sei andern überlassen. Nein, wir schreiben die Chronick des Geistes unsrer Zeit, in so fern er von der Mode beherrscht, geleitet und geformt wird. Die Guillotine ist also nichts weniger als eine neue und noch weniger eine französische Erfindung, wie man aus Irrthum bisher geglaubt und so oft gesagt hat. Döpler, ein teutscher Criminal -Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts, in seinem Theatro Poenarum et Suppliciorum, gedenkt der Enthauptung mit der Diehle, als einer in Ober-Teutschland längst gewöhnlichen Todesstrafe, ausdrücklich. 21.GERMINAL
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