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Sprachkurs auf der Autobahn

■ Per „Understanding-Bus“ bietet das Paritätische Bildungswerk Sprachkurse unterwegs zum Ferienland an / Projekt richtet sich vor allem an Jugendgruppen / Unterricht als Ergänzung zum Austauschprogramm

Wer kennt das nicht: Mann oder Frau schließt sich einer Reisegruppe an und fährt per Bus in die hintersten Ecken Europas. Auf der oft tagelangen Fahrt ist es eng, die Nebensitzer nerven und der/die BusfahrerIn übt sich einhändig im ständigen Wechsel der Radiofrequenzen. Kurzum: Ein jeder Reisende im Fünfzigsitzer ist erst richtig urlaubsreif, wenn er die Tortur einer Busfahrt erfolgreich hinter sich gebracht hat.

Das muß nicht sein. Wie die Zeit während einer Busreise sinnvoll genutzt werden kann, zeigt das Paritätische Bildungswerk seit vergangenem Oktober. „Understanding-Bus“ ist das Zauberwort. Per eingebautem Sprachlabor und Videoanlage bieten die Bildungswerkler speziell für Jugendgruppen die Möglichkeit, schon während der Busfahrt mit der Sprache des jeweiligen Ziellandes warm zu werden. Entstanden sei die Idee, so ein Mitarbeiter, während einer Ferienvorbereitung im letzten Jahr. „Lustig wäre so'n Bus, wo was gemacht werden könnte“, hätten sie sich gedacht und seien dann auf den Plan eines Bus-Sprachkurses gekommen. „Natürlich kann niemand in 16 Stunden Englisch lernen“, erklärt der Projektleiter Klaus-Dieter Paul. Eher sei der audio-visuelle Sprachunterricht als landeskundliche Einstimmung gedacht, der durch Begegnungen mit Jugendgruppen im jeweiligen Land vertieft werden solle. „Wenn die Jugendlichen dann auf Gleichaltrige treffen, wissen sie wenigstens schon mal in etwa, was sie sagen können“, meint auch einer der Sprachlehrer, die das Projekt „Understanding -Bus“ betreuen. Die Türkeifahrt einer Berliner Schulklasse im letzten Jahr habe sich bereits als Erfolg für den Sprachlaborbus erwiesen. „Einige Schüler haben hinterher ganze Abschiedsreden vor ihren türkischen Mitschülern gehalten“, weiß einer der Sprachlehrer des Paritätischen Bildungswerkes zu berichten.

90 Tage im Jahr steht dem Bildungswerk der Understanding -Bus zur Verfügung. „Das ist eigentlich ein ganz normaler Bus, in den dann nur vor jeder Reise die Instrumente eingebaut werden“, so Projektleiter Paul. Vierzig Plätze habe der Bus normalerweise, davon seien 20 als Laborplätze eingerichtet. „Die Schüler lernen natürlich nicht die ganze Zeit. Schließlich ist es nicht so, daß die Leute in eine Sardinenbüchse gepackt werden, Kopfhörer aufbekommen und hinterher plötzlich perfekt italienisch können müssen“, erklärt der Bildungswerkler. Wichtig sei vor allem der Spaß an der Sache, die die Neugierde auf das fremde Land wecken solle. Geplant seien in diesem Jahr Reisen nach England, Spanien und Frankreich. „Für die Fahrten erstellen wir jeweils ein extra Sprachprogramm“, erklärt Paul. Dieses zu erstellen, sei vor allem auch die Aufgabe der zehn SprachlehrerInnen, die das Understanding-Bus-Projekt als ABM -Kräfte bewältigen.

Daß der audio-visuelle Unterricht unterwegs nicht ganz billig ist, wird an der Höhe der eingestrichenen Zuschüsse deutlich: 2 Millionen Märker haben der Europäische Sozialfonds, die Bundesanstalt für Arbeit und der Wirtschaftssenat für die nächsten drei Jahre in Aussicht gestellt. Für die Ausrüstung eines weiteren Gefährts reiche das jedenfalls nicht, erklärt einer der Bildungswerkler. So muß sich wohl auch in Zukunft das Gros der busreisenden Jugendlichen Sprachbücher vor die Nase halten, wenn es gilt die Gleichaltrigen fremder Zunge verstehen zu lernen. Und das passiert erfahrungsgemäß in den seltensten Fällen.

cb

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