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K O M M E N T A R Kein Kraut gewachsen

■ Innere Logik einer kriminellen Handlung

Die Weser ist seit 100 Jahren kein Fluß mehr. Seit der Weserkorrektion ist sie eine Fahrrinne. Sie führt zwar immer noch braunes Wasser, aber darüber hinaus Jahr für Jahr gut 500 Tonnen Zink, 60 Tonnen Blei, 80 Tonnen Nickel, daneben reichlich Cadmium, Chrom, Kupfer und Arsen. Kein Mensch badet mehr im Fluß, die Fische schwimmen bauchoben im Sonnenschein. Die Ufer erinnern weitgehend an Straßenbegrenzungen und der ehemals gewundener Flußlauf ist begradigt und zubetoniert. Ein Verkehrsweg also zur Hansestadt und außerdem der Zugang zum „europäischen Binnenwasserstraßennetz“. Gestern wurde diese gewässerte Landstraße mit einer geballten Ladung Öl angereichert.

Zehntausend Schiffe befahren jährlich die Weser zwischen Bremen und Bremerhaven. Alle führen Bilgenöl im Rumpf. Natürlich ist es eine gute Sache, diesen Schiffsschmutz kostenlos zu entsorgen. Natürlich ist es sinnvoll, Ölbekämpfungsschiffe zu kaufen. Aber die Verkehrstoten gehören zur Autobahn wie das Öl zum Fluß. So viele Kontrolleure kann es gar nicht geben, jeden Kapitän aufzuspüren, der die Weser als das nimmt, was sie ist: Als profitable Transportstrecke. Frank Wendler-Griese

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