piwik no script img

Fehlgeburt

■ Frauenbilder: Die Tyrannei der Schwachen über die Starken

(Dienstag, 22.10 Uhr, ZDF) Letzte Woche konnte man in der taz lesen, „der neue Mann ist geboren“. Jetzt geht das ZDF schwanger: „Die neue Frau ist da.“ „Selbstbewußt und emanzipiert“ sei sie. Sie leckt auf offener Straße Eis und hat die Wahl zwischen dem alten, dem neuen oder gar keinem Mann. Bis es dazu kam, erlebte die Welt die schlimmste Tyrannei: die Tyrannei der Schwachen über die Starken. Der neue starke Mann hat die Kraft, über die Narben zu sprechen, die ihm das schwachen Geschlecht zugefügt hat. Einfühlsame Bilder zeigen die männermordende Femme fatale der 20er Jahre. Zwischendurch die präraphaelitische Frau, die neue Sachliche, die sich eine Zigarette in ihren fleischigen Schenkel brennt, dazu ein wenig Lulu, Salome und Kleopatra. In dem Rundumschlag um die Frau lernen wir viel über die malenden, schreibenden oder leidenden Männer, nichts jedoch über das „wahre, schöne, triebhafte Tier“ - Frau. Wir erfahren noch nicht mal wie sie heißen.

Ottokar Runze, der Macher dieses Films, verweist auf Ingmar Bergmans „harte und schonungslose Lebensbeichte“. Melancholisch blicken Frank Wedekind und Picasso in die Kamera. Welche Qualen müssen sie ausgehalten haben! Im Nationalsozialismus waren die Männer an der Front, darüber gibt es nichts zu sagen. Das deutsche Weib dagegen lockt immer noch: als Kamaradin mit Mutterkreuz erster Klasse. Arthur Miller sinniert über Marilyn Monroe: „Ihre Schönheit hat sie um eine dauerhafte Anerkennung betrogen.“ Wie gut die Männer die Frauen doch kennen. Überflüssig die Frau selber zu fragen. Statt dessen wippt der Hintern, der sagt doch mehr als alle Worte.

Hitchcock ekelt sich vor dem Sex, der in M.M.s und B.B.s Gesichter geschrieben steht, und da „das nicht besonders fein ist“, hält er sich an die „sexuell interessantesten“ Engländerinnen. „Sie mag noch so sehr wie eine Gouvernante aussehen, wenn Sie dann mit ihr in ein Taxi steigen, überrascht sie Sie damit, daß sie Ihnen in die Hose greift.“

Ottokar Runze fährt fort, der französische Staatsmann Richelieu weiß, daß kein Geschlecht besser geeignet ist, dem Staat zu schaden, als das weibliche. Den Sprung in die 60er Jahre dieses Jahrhunderts schafft Runze mit dem Song „My heart belongs to daddy, because daddy treats 'it‘ so well“. Unverschämtheit. Ottokar Runze, ich sage dir mit Nietzsche: „Man muß es in aller Tiefe empfinden, welche Wohltat das Weib ist.“

B.B.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen