piwik no script img

Festgefahren

■ Verträge unterschriftsreif / Ersatzgebäude ist in miserablem Zustand / Verhandlungen festgefahren / Droht die Räumung?

„Eigentlich hat der Senat bis jetzt überhaupt nicht verhandelt, er hat lediglich Ultimaten gestellt.“ Die BesetzerInnen der Nostizstraße sind sauer. Ursprünglich hätte der Senat versprochen, drei Ersatzprojekte zur Auswahl anzubieten. Jetzt gibt es die Wahl, in den rechten Seitenflügel der Jüterborger Straße 8 einzuziehen oder aber Räumung. Den Seitenflügel aber lehnen die BesetzerInnen ab. Er sei zu klein für die 40köpfige Gruppe. Der Zustand des Hauses sei unzumutbar, die Mauern voller Salpetersäure, die Treppen und Decken einsturzgefährdet.

Für den Verhandlungsführer des Senats, Jesse, ist die Sache längst klar: Die Verträge zwischen dem Martinswerk als Träger und dem Eigentümer der Jüteborger sind unterschriftsreif. Innerhalb von drei Wochen soll die Sofortinstandsetzung des Seitenflügels abgeschlossen sein. Die Bauarbeiter stehen, so Jesse, „Schaufel bei Fuß“. Die Nostiz-Leute hätten dann bis Ende 1990 Zeit, sich in ihren neuen Räumlichkeiten zu überlegen, ob sie ein Selbsthilfeprojekt starten wollen.

Erst ab dann stünde es dem Eigentümer der Jüteborger 8 frei, den Seitenflügel auf dem Wege der öffentlichen Modernisierung in Mietwohnungen umzuwandeln. Die Kosten für die Instandsetzung will der Bezirk bereitstellen. Baustadtrat Orlowsky hält es für überlegenswert, das Projekt auf den noch abrißbedrohten linken Seitenflügel auszudehnen, wenn der Raum von den BesetzerInnen benötigt wird.

Gestern um 15 Uhr haben sich die Nostiz-Leute noch einmal mit Erich Jesse vom Bausenat getroffen. Ein neues Ultimatum setzte Jesse dabei nicht. Über eine mögliche Räumung schweigen sich alle Seiten aus. Sie dürfte wohl anstehen, wenn der Besitzer der Nostizstraße 49, Schliffkowitz, mit den Modernisierungsarbeiten beginnen will.

taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen