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Loire bleibt vorerst ungebändigt

■ Umweltminister forderte neue Studie zu Staudammplänen / Baubeginn aufgeschoben / Erfolg für Umweltschützer

Berlin (taz) - Der Baubeginn des umstrittenen Staudammes an der Loire ist verschoben worden. Frankreichs Umweltminister Brice Lalonde hat gestern in einer Sendung des Französischen Fernsehens angekündigt, daß er ein neues Gutachten für das Projekt anfordern wird. Der für den 10. April geplante Baubeginn soll nun bis zur Fertigstellung des Gutachtens zurückgestellt werden. Ökologen und Umweltschutzverbände sollen die neue Studie erstellen, erklärte der Minister weiter.

Lalonde, der erst Anfang Februar durch seine Zustimmung zu dem Projekt die Baugenehmigung für den ersten Staudamm bei Serre de la Fare in der Nähe von Le Puy ermöglichte, machte jetzt deutlich, daß die Zweifel an der Notwendigkeit dieses Großprojektes und der starke Widerstand der Bevölkerung auch von der Regierung ernstgenommen werden.

Das Mammut-Staudammprojekt - Serre de la Fare ist der erste von drei weiteren geplanten Staudämmen im Einzugsbereich der Loire - soll nach Angaben der Regierung in Paris die stark schwankende Wasserstände, speziell die gelegentlich auftretenden Hochwasserfluten ausgleichen bzw. verhindern. Tatsächlich geht es aber auch um die Sicherstellung von Kühlwasser für die vier bestehenden und geplanten AKWs an der Loire während der Niedrigwasserphasen im Sommer und Winter sowie um landwirtschaftliche Bewässerungsprojeke und Industrieansiedlungen in den vom Hochwasser gefährdeten Gebieten.

Angesichts des Überschusses von Atomstrom und landwirtschaftlichen Produkten kämpft das Komitee „Loire vivante“ seit 1986 für die Rettung dieses letzten großen noch ungebändigten europäischen Stromes und seine in weiten Bereichen noch wenig zerstörten Flußlandschaften. Nach Erteilung der Baugenehmigung Anfang Februar dieses Jahres wurde das vorgesehene Baugelände rund um die Uhr vom lokalen Komitee „SOS Loire vivante“ besetzt - unterstützt von Word Wildlife Fond, Robin des Bois und Robin Wood sowie anderen europäischen Umweltschutzgruppen.

Für die Tage vom 29. April bis 1. Mai wollen sich in Le Puy europäische Umweltschutzgruppen treffen, um durch ihren Protest die Regierung in Paris zur endgültigen Aufgabe des Mammutprojektes zu bewegen.

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