: HASSEMER-NEKROLOG II.
Nachdem sich Exkultursenator Volker Hassemer eigentlich schon am Sonntag feierlich von seinen geliebten Untertanen im Wirtshaus Schildhorn hatte beerdigen lassen, winkte sein Leichnam gestern erneut strahlend zurück ins letzte Jahr. Rechtzeitig zum endgültigen Abgang stellte er im Literaturhaus noch schnell das soeben bei Ullstein erschienene Jubelbuch auf E88 vor: wg. „Dokumentation“ für alle Zukunft - als Erinnerung und Mahnung?! Schließlich war nicht nur von „Beweisen für später“, sondern auch von “...in 60 oder 80 Jahren...“ die Publikums-Rede. Wieder ging's indessen nur um die hehren Künste, Zahlen wurden nicht genannt. Hassemer: „Das macht doch die Deutsche Oper in ihrem Jahrbuch auch nicht. Die Öffentlichkeit kennt nicht die Kosten solcher Häuser - und das ist auch gut so.“
Immerhin hat es das 144 Seiten dicke Buntwerk mit Fotos, Kritikausschnitten und Veranstalterstimmen fertig gebracht, daß jetzt so ziemlich die gesamte vorgestern noch ernsthaft um den Volksvolker weinende Kulturjournaille sauer ist: Diejenigen, die nicht erwähnt sind, sowieso, und diejenigen, die erwähnt sind, auch, weil nicht die Gänze ihrer Traktate verewigt wurde. Tja, die vorgestrige Liebe zum Senator war vielleicht doch nicht so groß wie die gestrige Eitelkeit.
grr
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