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Antifas machen gegen rechts mobil

■ Zum Hitler-Geburtstag am kommenden Donnerstag rechnen die antifaschistischen Bündnisse der Stadt mit zahlreichen Neonazis aus ganz Europa / Info-Stellen in vielen Stadtteilen sollen als Anlaufpunkte dienen, wenn Nazi-Aktionen beobachtet werden

„Kein Fußbreit den Faschisten!“ Unter diesem Motto engagieren sich schon seit längerem zahlreiche Antifa -Gruppen für eine Aufklärung der Bevölkerung über die zunehmende Brutalität rechtradikaler Schlägertrupps in der Stadt. In diesen Tagen jedoch geht es den AntifaschistInnen um mehr: Es gilt, den Neonazis entgegenzutreten, die anläßlich des Hitlergeburtstages am kommenden Donnerstag in der Stadt erwartet werden. Daß dies mit Worten allein nicht getan ist, das machten die Anti-fas am Sonntag nachmittag auf einem sogenannten Kiezpalaver im Mehringhof deutlich. Gedenkstätten, Antifa-Cafes oder soziale Einrichtungen müßten vor Überfällen der Faschisten geschützt werden, erklärte ein Antifa-Sprecher vor den rund 200 PalaverteilnehmerInnen. Dazu seien in jedem Stadtteil Infostellen eingerichtet worden, wo Überfälle oder Aufmärsche von Neonazis gemeldet werden könnten. „Das wichtigste ist aber, daß Ihr Euch selber organisiert und was gegen die Nazis tut!“ Telefonketten müßten gebildet werden, deren Kontaktnummer bei den Infostellen abgegeben werden könne, so ein anderer. Auf diese Weise sei es schnellstens möglich, viele Leute gegen die Aktionen der „Faschos“ zu mobilisieren. „Man muß sich natürlich klar sein, daß am 20. alles, was auf der Straße passiert, auf Gewalt hinauslaufen wird“, charakterisierte einer der OrganisatorInnen die selbstorganisierten Antifa-Einsätze. Auf Unterstützung der Polizei bei den „Begegnungen“ mit den Nazis hoffe man jedenfalls nicht. „Wir haben einfach zu oft die Erfahrung gemacht, daß wir von denen eher was aufs Dach kriegen als die Nazis“, so eine Teilnehmerin. Auf jeden Fall solle sich jeder einen Knüppel für alle Fälle einstecken, riet ein Antifa-Engagierter.

Den wollten jedoch nicht alle der Anwesenden kommentarlos mit sich tragen: „Das ist doch'n bißchen kurzsichtig, einfach zu sagen, ich prügel mich!“ erklärte eine Frau ihre Bedenken. Die Antwort eines Wortführers: „Es müssen ja nicht alle gegen die Nazis aufmischen. Ich bin ja auch froh, wenn da noch jemand im Hintergrund steht, dem ich meine Brille geben kann.“ Denn darüber waren sich die meisten TeilnehmerInnen: Der Versuch, sich am 20. April mit den „Faschos“ verbal auseinanderzusetzen, sei zum Scheitern verurteilt.

Im Grunde genommen seien sie jedoch gegen jegliche Art von Gewaltanwendung, machte eine Sprecherin des „Aktionsbündnisses gegen Faschismus, Rassismus, Sexismus“ gestern auf einer Pressekonferenz im Rathaus Schöneberg deutlich. Ihre Art der Selbstorganisation, die auch vor gewaltätigen Eskalationen nicht zurückschrecke, sei nur eine Konsequenz, die sie aus der Inkompetenz der Polizei gezogen hätten. Rechtsradikale Propaganda zu verhindern, jedoch keine Massenschlägerei zu provozieren, das sei das Ziel des Aktionsbündnisses, erklärte sie, wenn es um die Nazi -Aktionen in dieser Woche gehe. „Generell kann man dem Problem des faschistoiden Gedankenguts nur durch Aufklärung entgegentreten“, so die Frau vom Aktionsbündnis. Gerade an den Schulen, wo viele Schüler schon Angst hätten, ihre „linke“ Meinung zu äußern, müßte mehr Informationsarbeit, zum Beispiel über Ursachen von Ausländerfeindlichkeit, geleistet werden. Ihr Appell: „Jeder muß sich aufgefordert fühlen, selber gegen den Faschismus aktiv zu werden!“

cb

(Adressen der Kontaktstellen siehe nächste Seite)

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