: Frühlings-Erwachen
■ oder: Wie einer eine Wedekind-Karte wollte
Zunächst telefonierte ich mit der Theaterkasse einfach so, geradezu planlos, in grober Unkenntnis der peniblen Bestimmmungen des telefonischen Vorbestellungsreglements. Ich hatte gleichzeitig zu spät und zu früh angerufen: Die gewünschte Vorstellung war drei Tage vorher selbstverständlich ausverkauft, und andere Spieltermine lagen nicht im zugelassenen Vorbestellungszeitraum von (nicht mehr als höchstens) sechs Tagen vor der Vorstellung.
Beim zweiten Anlauf war ich bestens präpariert: Auf die Minute pünktlich wählte ich am Dienstag, den 11. April, wie vorgeschrieben eine Stunde nach Beginn des Kartenvorverkaufs für die Vorstellung am 17. April, die Kasse an, und Punkt 12 hatte ich zu meiner eigenen Überraschung die Verbindung hergestellt. Eine freundliche Frauenstimme meldet sich und erklärt mir mit Engelszunge, hinter der ich die vollkommene Ungeduld ahne, was ich befürchtet hatte: An der Kasse seien in der einen Stunde alle Karten weggegangen.
Was tun? Ich könne am kommenden Freitag für den darauffolgenden Donnerstag anrufen, ab 12 Uhr. Besser wäre es natürlich, ich würde nach Bremen fahren und mich vor die Kasse stellen...
Das blieb mir erspart. Am Freitag, d. 14. April, rufe ich schon um 11 Uhr 45 an, habe aber nicht mit dem Anrufbeantworter gerechnet, der drei weitere Versuche - alle gegen 12 Uhr herum - unbarmherzig verschluckt, bis jetzt endlich um 12.01 Uhr mit der freundlichen Kassenstimme verbunden bin. Die Überraschung ist total, die telefonische Kasse hat noch sechs Karten zu vergeben, keine zusammenhängenden Plätze, nur Randlage. Ich zögere nicht. Der Frühling beflügelt mich gewaltig. Ich muß die eben gesicherten Karten nur noch - spätestens zwei Tage vor der Vorstellung - in Bremen abholen, sonst verfallen sie. „Übrigens ist hier meines Erachtens doch wohl nicht ganz der Ort, eine so tiefgreifende Debatte in die Länge zu ziehen.“ (3.Akt, 7.Szene) Verzeihung, Herr Wedekind!
hh
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen