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Haut an der Theater-Wand

■ Zu Premieren im Ernst Waldau Theater werden Ausstellungen der GaDeWe eröffnet Bilder verhüllt und versteckt / Zensur - ja und warum nicht?

Es ist zum Davonlaufen. Oder zum Fasttotlachen. Oder etwas anderem Entscheidendem. Da malt einer Bilder, schön in Öl, und weil ihm nichts Interessanteres einfällt, malt er Nackte, Frauen, in allen möglichen Verrenkungen, Stellungen nennt man das wohl, weil die Ausstellung, die er dann damit machen will, „Eros“ heißen soll. Nicht besonders originell und anstößig schon lange nicht mehr, aber wenn sich der gescheite Maler das richtige Publikum sucht, dann kann aus einer solchen Kunst-Mücke doch ein richtiger kleiner Vorstadtskandal-Elefant werden.

Im „Ernst Waldau Theater“, wo man seit Jahr und Tag die plattdeutsche Fremdsprache pflegt, veranstaltet die Ausstellungsgruppe „GaDeWe“ im Rahmen des Versuchs, ein neues, jüngeres Publikum auf die Theaterränge zu locken, jeden Monat zum Premierentermin eine Ausstellung.

Zwei Fliegen, eine Klappe: es

kommen neue Leute in das Theater; und die angestammten Theatergäste werfen schüchterne Blicke auf die Bilder. Bis dann eines Tages Unheil über die Zusammenarbeit hereinbricht, die Exil-Galeristen einen Künstler präsentieren, der Geschlechtsteile, gemalte, an die Wände heftet. Hier ist nun die Grenze überschritten - die Theaterwalter sorgen für, reine Wände. Oh, wie empören sich da die Galeristen, wie schreien sie: „Zensur“ und organisieren zur nächsten Premiere eine Gruppenprotestausstellung zum Thema „Zuschauer“, mit denen Ingrid Ebel-Andersen, die Theaterchefin, ihre vorsorgliche Zensur begründet hatte. „Ein ganz normales Publikum“, nach ihren Worten, dem sie jedoch, in anderen Gesprächen, eine deutliche Durchsetzung mit Rep-Sympathisanten, geschmückten Kriegs-Veteranen und anderen Vorstadt-Muffties attestiert, die sie nicht vergraulen will.

Nach dem ersten Aufregungs

strohfeuer und ersten Vorbereitungen für die große Protestausstellung, entwickeln dann auch die „GaDeWe„ler wer soll sonst die Portokosten tragen? - volles Verständnis für die Theaterchefin, der sie jedoch hinterhältig bei der Premieren-Protestausstellung zwei der inkriminierten Gemälde unterschmuggeln. So provozieren sie große Kunst: die „Stellen“ werden von der Theaterzensur mittels eines Vorhangs abgedeckt und locken die neugierigen Schauer, ihre Nasen in die gemalten Intimitäten zu stecken.

Große Aufregung, bis zur Abnahme der beiden Bilder zwei Tage nach der Premiere und dem solidarischen Abhängen der Exponate der Galeristen. Im klärenden Gespräch zwischen Galeristen und Theaterleitung findet - hoffentlich - die Zusammenarbeit der bigotten Partner ein Ende.

Zu fragen bleibt dabei, soll man eigentlich mit einem Theater

bangen, das von einer solchen Klientel lebt und ihr in vorauseilendem Gehorsam entgegenstrebt, oder sollte man eher dafür plädieren, den Etat und die Gebäude lebensfrohen ästhetischen Unternehmungen im Stadtteil zu übergeben?

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