: Es liest: Hermann Peter Piwitt
■ Quergeistiges
Als 1965 der erste Roman („Herdenreiche Landschaften“) des 30jährigen Hermann Peter Piwitt erschien, betrat ein Schriftsteller die literarische Bühne, der schon seit geraumer Zeit als „Geheimtip“ gegolten hatte. Ein intellektueller Schriftsteller, ein raffinierter und zugleich verspielter poeta doctus, der im Gegensatz zu den gleichzeitigen Debütanten Peter Bichsel und Günter Herburger das realistische, psychologische Erzählen durch formales Experiment unterlaufe - das war das Entree, das ihm die zeitgenössische Kritik von 1965 in die Literatur verschaffte.
Vor allem in seinen ersten Romanen („Die Rothschilds“, 1972, „Die Gärten im März“, 1979) diagnostiziert Piwitt den Geist der 50er Jahre: die Stimmungslagen und Ansichten der Wirtschaftswundergeneration.
Piwitt ist nicht nur Erzähler, er ist auch Essayist und Polemiker. Er wendet sich immer wieder gegen das auf Konsum und Verschleiß programmierte Wirtschaftssystem. Seine vor allem in der Zeitschrift „konkret“ (piwitts kleines feuilleton) und auch im Literaturmagazin „akzente“ erschienenen Kommentare, Polemiken und Essays, 35 kurze Betrachtungen zu Politik, Gesellschaft und Kultur, hat er 1985 in dem Band „Die Umseglung von Kap Hoorn durch das Vollschiff Susanne 1909 in 52 Tagen“ zusammengetragen und herausgegeben. Er bezieht darin immer wieder Stellung „gegen den Zeitgeist auch dort, wo er im alternativen Aufputz daherkommt“. Ein Quergeist per excellence.
gin
Hermann Peter Piwitt liest heute, 20 Uhr, im Literaturcafe
Casablanca, OL
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