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Chinas Studenten trauern um Reformkurs

■ Auch am 4. Tag gehen tausende chinesische Studenten auf die Straße / Tod des Reformpolitikers Hu betrauert / Proteste von Polizei gewaltlos aufgelöst / Forderung nach Pressefreiheit, Bekanntgabe der Gehälter von Spitzenpolitikern / Proteste auch in anderen Städten

Peking (taz/afp/wash/ap) - Der Unmut über die auf dem chinesischen Volkskongreß eingeleitete Abkehr vom Reformkurs macht sich unter Studenten und Demonstranten nachhaltig Luft. Wenige Stunden, nachdem die Polizei eine Demonstration von mehreren tausend Personen im Zentrum von Peking aufgelöst hatte, versammelten sich am Mittwoch Vormittag erneut 3.000 Studenten in der chinesischen Hauptstadt. Während die Polizei in Peking dabei war, auch diesen Protest gewaltlos vom Regierungsviertel abzudrängen, zogen in Shanghai mehr als 1.000 Demonstranten durch die Hafenstadt. Auf dem Gelände der Fudan-Universität waren Plakate mit Bildern des am Samstag verstorbenen ehemaligen KP -Parteisekretärs Hu Yaobang zu sehen, auf Spruchbändern wurden Presse- und Redefreiheit sowie die Abkehr von prüden Moralvorstellungen gefordert. Über Lautsprecher seien die Demonstranten aufgefordert worden, das Unigelände nicht zu verlassen, da ihre Proteste rechtswidrig seien, berichtete ein italienischer Student. Per Radio wurden sie angehalten, nicht mit Ausländern zu sprechen. Wenig später versammelten sich auch in Peking erneut 3.000 Studenten und 5.000 Schaulustige unter Spruchbändern, auf denen unter anderem das „Ende der Diktatur“ verlangt wurde.

Am Dienstag abend marschierten mindestens 3.000 Demonstranten um den Tienanmen-Platz, um ihren Forderungen nach mehr Demokratie Nachdruck zu verleihen. Ihnen folgten tausende von Berufstätigen, von denen viele sich mit den Studenten solidarisierten. Wichtiger als die Trauer um den verstorbenen Reformer Hu, der nach den Studentenunruhen von 1987 zurücktreten mußte, sind ihnen jedoch die drastische Preissteigerung in Höhe von 18,5 Prozent (westliche Wirtschaftsexperten sprechen von einer Teuerungsrate von 40 Prozent). Mit dem Ruf „Li Peng komm raus!“ forderten die Demonstranten das Erscheinen des chinesischen Ministerpräsidenten. Li hatte in jüngster Zeit mehrfach die Notwendigkeit rascher politischer Reformen bestritten und erklärt, ein übergroßes Maß an Demokratie führe zu politischer Instabilität.

Die Kundgebungsteilnehmer hatten ihre Forderungen in einem Sieben-Punkte-Katalog zusammengefaßt und eine Antwort des Staatsapparats verlangt. Sie forderten unter anderem die Neubewertung der Rolle Hus, die Bekanntgabe der Gehälter von Spitzenpolitikern, mehr Geld für Bildung und Erziehung, die Aufhebung des Demonstrationsverbots, die Freiheit von Wort und Schrift, die Beendigung antiliberaler Kampagnen und die Veröffentlichung dieser Forderungen in der Presse. Funktionäre des Volkskongresses lehnten diese Forderungen bei einem Treffen mit Studenten ab.

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