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K O M M E N T A R Keine Meinung

■ taz-intern ein Loch gefüllt

Ob sie es glauben oder nicht: Es gibt tatsächlich Tage, da ist das Leben eines taz-Chefs-vom Dienst ein wahres Vergnügen. Da sprühen die AutorInnen nur so vor Ideenreichtum, die Texte werden zeitig fertig, sind verständlich, lesbar und sogar fehlerkorrigiert. Und an solchen Tagen soll es sogar schon einmal vorgekommen sein, daß ein Kollege mit einer Meinung kommt und sagt: „Heute möchte ich kommentieren.“ Ein schöner Tag, ein streßfreier Tag.

Dann gibt es aber auch die anderen Tage. Da beauftragt der leidgeplagte Chef, Themenlage vor Augen und die Häupter seiner Untergebenen nachdenklich beobachtend, um 17.00 Uhr zum Beispiel: „Also von Dir, das ist klar, krieg ich heute einen Kommentar.“ Das gleiche, vielleicht ein wenig schärfer im Tonfall nocheinmal um 18.30, um 18.45. Um 19.15, bereits mit hängender Zunge, dann die letzte Aufforderung. Doch die Kollegin sitzt ungerührt da und bastelt noch am vorletzten Adjektiv. Dann, spätestens dann, verflucht der Koordinator den Tag, an dem er zum ersten Mal den Fuß in diese Redaktion gesetzt hat, setzt sich an sein Gerät und mutet den LeserInnen zu, daß die taz an diesem Tage einmal keine eigene Meinung hat.

Holger Bruns-Kösters

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