Ein Museum für Momper

■ Deutsches Historisches Museum bemüht sich um Goodwill des Senats / Direktor Stölzl will „Gnadensonne aller Parteien“

Rein zufällig hing das Bild eines Bärtigen mit erhobener Faust an der Wand („Der Sozialist“ eines kaiserzeitlichen Malers), als Christoph Stölzl gestern dem rot-grünen Senat Avancen machte. „Nichts“, beteuerte der Direktor des Deutschen Historischen Museums (DHM), habe diese Neuerwerbung mit der Regierungsbildung zu tun. Eins wollte der gewandte Museumsmann dennoch klarstellen: Die Vorstellung, hier entstehe „Helmut Kohls Museum“, sei „lächerlich“. Viele hätten daran mitgewirkt, es werde „auch Walter Mompers Museum sein“. Die Geschichte des DHM muß also jetzt umgeschrieben werden. Bis zum ehemaligen SPD -Bürgermeister Stobbe reiche die Idee zurück, behauptete der Direktor mehrmals.

Mit einer eilig inszenierten Pressekonferenz reagierte Stölzl gestern auf Mompers Regierungserklärung. Der neue Bürgermeister hatte bekräftigt, über Konzeption, Standort und Architektur des Museums (geplanter Baubeginn: 1992) solle mit dem Bund neu verhandelt werden. Die Museumspläne will Stölzl nun zwar „zu Füßen des Senats legen“, zu Änderungen sieht der Direktor jedoch kaum einen Anlaß. Sowohl den Standort verteidigte der Museumsmann (an dieser Stelle entstehe „kein Pendant“ zum Reichstag) als auch den Entwurf von Aldo Rossi. Die Arbeit des Mailänders sei die „einzige Antwort“, die auf das geforderte Volumen und den Standort mit einer „souveränen Geste“ reagiere. „Man kann, glaube ich, nicht daran schneiden“, sagte Stölzl auf die Frage, welche Änderungen noch möglich seien. Die europäische Orientierung des geplanten „postnationalen Nachdenkezentrums“ (Stölzl) paßt für die DHM-Propagandisten ausgezeichnet zu Mompers „Berliner Zimmer“ in Gorbatschows „Europäischem Haus“. Den Titel des „Deutschen Historischen“ Museums findet Stölzl am Ende gar „nebensächlich“. Er und seine Stellvertreterin Marie-Louise Plessen rühmten sich gestern der guten Resonanz, die das Museumsprojekt im Ausland gefunden habe. In Europa, so Plessen, werde dem DHM weniger Mißtrauen entgegengebracht als im eigenen Land. Sie verwies auf eine geplante deutsch-französische Ausstellung über das Elsaß. „In Aussicht“ sind gemeinsame Projekte mit schwedischen, österreichischen und italienischen Partnern.

Mit der SPD werde der Dialog „am Schluß zu einem guten Ende“ führen, glaubte Stölzl, der am liebsten „unter der Gnadensonne aller Parteien wursteln“ würde. Die AL sei zwar „sehr sachkundig“, meinte der Direktor, sie hänge aber der Devise an „Kleiner ist besser als groß“.

Ungnädig reagierte gestern die AL-Kultursprecherin Sabine Weißler. Das Projekt eines deutschen Nationalmuseums sei immer noch ebenso „überflüssig“ wie „größenwahnsinnig“. Von Stölzl werde das Konzept nur „je nach politischer Wetterlage anders verkauft“, schimpfte sie. Weißler zum Rossi-Entwurf: „Mit der AL wird der nicht gebaut.“ Während die AL -Abgeordnete weiterhin hinter das ganze Projekt ein Fragezeichen setzen will, bekräftigte SPD-Fraktionschef Staffelt das grundsätzliche Ja seiner Partei zu dem Museum. Der Forumsaspekt des Museums sei noch nicht ausreichend „nach außen gedrungen“. Von SPD-Kultursenatorin Martiny war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

hmt