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Abschied im Nebel

■ Vor der endgültigen Stillegung soll der THTR-300 erstmal wieder ans Netz

GGestern Wackersdorf, heute Hamm-Uentrop. In rasendem Rhythmus stolpert die Atomgemeinde von Debakel zu Debakel. Jahrzehntelang gehätschelte Tagträume enden - viel zu spät mit bösem Erwachen. Sollen Atomkraftgegner die Feste feiern, wie sie fallen? Im Prinzip ja - aber darüber, wie und vor allem wann sie wirklich fallen, muß noch einmal nachgedacht werden.

Entgegen anderslautenden Gerüchten hat VEW-Chef Knizia am Wochenende bekanntgegeben, daß der THTR 300 trotz schwerster technischer Mängel seinen Betrieb für weitere zwei oder drei Jahre wiederaufnehmen soll. Er hat diese Ankündigung erfolgreich als ihr glattes Gegenteil verkauft, nämlich als endgültigen Stillegungsbeschluß für eine mehr oder weniger intakte Anlage.

Spätestens seit Mitte Februar stand fest, daß niemand mehr für die ungeheuren Kosten geradestehen wollte, die der Prototypreaktor tagtäglich verursacht: Die Betreiber nicht, die Hersteller nicht, die Stromkonzerne nicht und auch das Land NRW nicht. Händeringend forderte Bundesforschungsminister Riesenhuber damals die Betreiber auf, sich aus dem Projekt nicht sofort und fluchtartig, sondern geordnet innerhalb von zwei, drei Jahren zu verabschieden. Seitdem ging es nur noch um diese Alternative. Der Dauerbetrieb war vom Tisch. Riesenhuber rechnete den THTR-Betreibern vor, daß das Debakel für alle Seiten billiger komme, wenn der noch vorhandene Brennelemente-Vorrat verbraucht wird. Die Rechnung geht allerdings nur auf, wenn auf die Reparatur der abgerissenen Bolzen in den Heizgaskanälen ebenso verzichtet wird wie auf die nach Tschernobyl von Bonn und Düsseldorf angeordneten Nachrüst-Maßnahmen. Die Entscheidung über eine Wiederinbetriebnahme liegt in Düsseldorf. Man darf gespannt sein, wie die Rau-Regierung mit der Knizia-Ankündigung umgeht, den Reaktor „leerfahren“ zu wollen.

Aber es geht hier um mehr als nur um den schnöden Mammon, für den die arg gebeutelten THTR-Teilhaber bei der Sicherheit schonmal ein Auge zuzudrücken bereit sind. Schadensbegrenzung nach innen und nach außen ist angesagt. Den Kaufgelüsten der HTR-Interessenten in der Sowjetunion und in China würde es sicherlich nicht förderlich sein, wenn der Betrieb des ersten „Reaktors der Zukunft“ mit der Pleite der Betreiberfirma zu Ende ginge.

Am nächsten Sonntag ist Großkundgebung in Hamm-Uentrop. Feiern kann man immer noch.

Gerd Rosenkranz

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