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„Eine Frauensenatorin muß da hin“

Berlins Frauensenatorin Anne Klein zu ihrer Prozeßbeoabachtung auf Zypern  ■ I N T E R V I E W

taz: Anne Klein, Sie fahren nach Zypern, um dort Ute und Melanie Loh zu besuchen und an ihrem Prozeß teilzunehmen. Wie entstand die Idee?

Anne Klein: Die entstand aus der Notwendigkeit, daß zwei Frauen, die vergewaltigt worden sind, unter Mordanklage in einem islamischen Land stehen. Die Befürchtung ist groß, daß eben aufgrund der relativ anders gelagerten Rechtsverhältnisse vor Ort eine psychische Unterstützung notwendig sein wird. Gegebenenfalls muß ich mich dort sachkundig machen, inwieweit hier der Senat von Berlin agieren kann, um für den Fall einer Verurteilung ein Auslieferungsersuchen zu erreichen. Die Idee entstand zunächst bei mir selbst. Ich habe das dem Regierenden Bürgermeister vorgetragen, und er hat mir spontan zugeraten. Auch die anderen Senatoren und Senatorinnen unterstützen diese Entscheidung. Ich denke, daß es einfach aus humanitären, Menschenrechts- und eben Frauengründen unbedingt erforderlich ist, daß die Frauensenatorin da hinfährt.

Und was versprechen Sie sich konkret von der Reise? Was können Sie jetzt für die beiden Frauen tun?

Das ist eine ganz schwierige Frage, da wir es mit einem Land zu tun haben, bei dem es keine diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik und damit auch nicht zu West -Berlin gibt. Wir kooperieren mit der konsularischen Vertretung in der Republik Zypern, die uns ermutigt hat, dieses durchzuführen.

Wie wird das konkret ablaufen, werden Sie in den griechischen Teil einreisen und Tagesreisen nach Nordzypern unternehmen?

Aus diplomatischen Gründen muß ich in den Südteil einreisen und werde dort mit diplomatischer Hilfe von der konsularischen Vertretung über die Demarkationslinie gebracht, um am Prozeß teilzunehmen.

Falls es tatsächlich zu einer Verurteilung kommen sollte, was läßt sich dann tun? Sie sprachen vorhin von Auslieferung, wie würde das aussehen?

Das kann ich tatsächlich im Moment nicht konkret sagen.

Interview: Helga Lukoschat

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