piwik no script img

Berliner Frauensenatorin Klein will Prozeß in Nordzypern beobachten

Berlin (taz) - Die Berliner Familien- und Frauensenatorin Anne Klein wird als Beobachterin des Prozesses gegen Ute und Melanie Loh nach Zypern reisen. Die 48jährige Berliner Lehrerin und ihre 20jährige Tochter Melanie sind angeklagt, den 20jährigen türkischen Zyprioten Özmen Tulga in der Nähe des Küstendorfes Yeni Erenkoey getötet zu haben. Die beiden Frauen hatten ausgesagt, in Notwehr und ohne Tötungsabsicht den Mann nach der brutalen Vergewaltigung der Tochter Melanie erwürgt zu haben. Der Prozeß beginnt am 2. Mai in der nordzypriotischen Stadt Famagusta und wird voraussichtlich bis zum 10. Mai dauern.

In der Vorverhandlung Mitte April war eine Anklage auf „vorsätzlichen Mord“ oder auf „Totschlag“ für zulässig erklärt worden. Die Atmosphäre war vom Interesse eines männlichen Publikums geprägt. Nicht zuletzt hatten dazu die Schlagzeilen der zypriotischen Boulevardpresse beigetragen. Diese hatten die Tat im Bereich von „sex and crime“ und Drogen angesiedelt. In den Taschen der beiden Frauen waren zwei Päckchen Marihuana gefunden worden. In die Anklageschrift ist deshalb jetzt auch „illegaler Rauschgiftbesitz“ mitaufgenommen worden. Der Besuch der Berliner Senatorin, die von einer ehemaligen Kollegin Ute Lohs und heutigen Mitarbeiterin im Berliner „Notruf für vergewaltigte Frauen“ begleitet wird, kann allerdings nicht in offiziellem Auftrag des Berliner Senats erfolgen. Denn zu dem nördlichen Teil der Insel, der 1974 von der türkischen Armee besetzt wurde und völkerrechtlich nicht als unabhängiger Staat anerkannt wurde, unterhält die Bundesrepublik keine diplomatischen Beziehungen.

lu

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen