piwik no script img

Generationen mit Wurst versorgt

Der frühere Betreiber der Currywurst-Bude unter der Bülowbrücke, Erich Krüger (79), zur Geschichte der Bude  ■ I N T E R V I E W

taz: Ihr Schwiegersohn muß jetzt die Currywurst-Bude räumen, die Sie vor vielen Jahren unter den Bülowbrücken aufgezogen haben. Betrifft Sie das?

Erich Krüger: Das tut mir richtig weh, schließlich gibt es die Bude schon über 30 Jahre. Erst hatte ich einen kleinen Stand vorn an der Straße. Als die Bülowstraße erneuert wurde, mußte ich hinter den Pfeiler rücken, damit ich niemanden behindere.

Warum steht der Berliner so auf Currywurst?

Der Berliner sagt sich, warum erst reingehen, lieber im Vorbeigehen schnell irgendwo eine Wurst essen. Das brauch‘ gar nicht unbedingt 'ne Currywurst sein, denn früher haben wir überhaupt keine Currywurst gehabt. Da haben wir nur Wiener, Bockwurst und Knacker gehabt. Denn ging's erst los mit der Currywurst, die hat jemand eingeführt und dann war det üblich und wurde verlangt.

Wie hat sich die Kundschaft von der Potsdamer Straße im Laufe der Zeit verändert?

Meine Frau und ich, wir kennen da zwei Generationen. Die kamen schon als Schulkinder und als sie verheiratet waren, kamen der ihre Kinder und so ging dat immer weiter. Die Angestellten von den Banken, die kommen und die vom Finanzamt...

Früher gab es ja noch den Sportpalast und auf der Potsdamer Straße viel mehr Prostitutierte.

Die Prostituierten kamen eben ooch und haben ihre Wurst gegessen und wenn sie sie mal 'nen Fünfer oder Zehner brauchten, haben sie sich den gepumpt und später wiedergebracht.

Was sagen Sie zu der Begründung, die Bude störe das Stadtbild?

Da muß ick drüber lachen. Ick werde jetzt 79 und dat erscheint mir zu komisch. Gerade eben hab‘ ick in der Zeitung gelesen von einem Stand in Neukölln, der auch schon so lange dasteht und mit einem Mal das Stadtbild stört. Aber die abgestellten Autos unter der Bülowbrücke, die stören nicht. Früher war das noch kein Parkplatz, sondern 'ne richtige Promenade, wo Sträucher gepflanzt waren.

Interview: plu

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen