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Exodus der Currywurstbuden

■ Tiefbauämter vertreiben die Currywurstbuden zwischen Bülow- und Pohlstraße

Für den Schöneberger Currywurst-verkäufer Herrmann Schmelzle ist heute ein trauriger Tag. Heute muß er seine Currywurstbude, die 32 Jahre lang in der Passage unter der Bülowbrücke / Ecke Potsdamer Straße stand, zusammenpacken und mit ihr in den Wedding umziehen. Der Grund: Die Imbißbude stört das Stadtbild. Dieser Meinung sind zumindest das Schöneberger Tiefbauamt und das Verwaltungsgericht, vor dem sich Schmelzle gegen die Kündigung vergebens zur Wehr zu setzen versucht hatte. Das Verwaltungsgericht erläuterte die Entscheidung damit, daß der U-Bahnhof Bülowstraße einschließlich der Hochbahnanlage vom Landeskonservator als denkmalgeschütztes Objekt eingestuft worden sei: „Der unmittelbar zwischen den Pfeilern der Hochbahnanlage im Kreuzungsbereich Bülow- / Potsdamer Straße aufgestellte Verkaufswagen beeinträchtigt erheblich das Gesamtbild des Straßenraums und wirkt daneben als Sichtbarriere.“ Daß der Landeskonservator in seinem Erstgutachten noch der gegenteiligen Auffassung war, steht in dem Urteil nicht drin. „Die wollen weniger Imbißbuden haben“, vermutet Schmelzle.

Daß er mit dieser Vermutung, zumindest was die Potsdamer Straße angeht, nicht ganz falsch liegt, beweist die Tatsache, daß noch zwei anderen Currywurstbuden gekündigt wurde: Die Imbißstände an der Ecke Potsdamer / Kurfüstenstraße und Pohlstraße sollen laut Tiergartener Tiefbauamt Ende Mai verschwinden. Der zuständige Leiter des Tiefbauamts Tiergarten, Schilcher, weist den Vorwurf entschieden zurück, den Currywurstbuden würde der Garaus gemacht. Bei den Buden an Pohl- und Kürfürstenstraße seien „Einzelfallentscheidungen“ getroffen worden, weil sie nicht ins „städtebauliche Gesamtbild passen“. Eine Currywurstbude vis a vis dem „Baller Haus“ (Name des Architekten, d.Red.) an der Kreuzung Pohlstraße „stört das Bild doch ungemein“, findet Schilcher. Das gleiche gelte für den Neubau an der Kürfürstenstraße. Das durch die Vertreibung der Currywurstbuden eine Versorgungslücke zwischen Kleistpark und Lützowstraße entstehen könnte, glaubt Schilcher nicht. Schließlich gebe es auf der Straße genug Imbißläden.

Ein Anwohner der Potsdamer Straße, der als Mitglied einer Wohngemeinschaft mit chronisch leerem Kühlschrank auf Fast -food angewiesen ist, ist ganz anderer Meinung. „Wenn die drei Buden dichtmachen, entsteht auf der Potse zwischen Winterfeldtstraße und Pohlstraße eine echte Versorgungslücke“, befürchtet Hans, dem es schon davor graust jeden Tag Döner bzw. Kebab essen zu müssen.

Eine Imbißbude bleibt im Bereich der Kreuzung Bülowstraße allerdings bestehen. Ob Grund wohl dafür ist, daß sie vor dem „Sex-Kaufhaus“ steht? Oder hat er im Schöneberger Tiefbauamt wirklich eine gute Freundin sitzen, wie seine Neider hinter vorgehaltener Hand munkeln. Eins ist jedoch gewiß: Hans jedenfalls bekommen seine Würste nicht.

plu

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