: ZWEIFACH ROT
■ Frank Badur in der Galerie Nowald
Sicher. Frank Badur hat ein Heimspiel. Weil er den Raum der Galerie, in dem immer nur ein Kunstwerk gezeigt wird, in seinen verschiedenen Besetzungen erlebt hat. Weil er im Gegensatz zu den vorherigen Malern und Bildhauern sein Bild für diesen Raum malen konnte. Und er wußte, wie stark ein Bild oder eine Plastik diesen Raum auch bei dem wechselnden Lichteinfall der vier Jahreszeiten verändert.
Frank Badur malt nur bei natürlichem Licht. Und deshalb ist es notwendig, die Galeristin zu bitten, die künstliche Beleuchtung einmal auszuschalten. Dann erst entfaltet sich im Laufe der Zeit, wenn sich die Augen an das dämmrige Licht aus dem Hinterhof gewöhnt haben, das Bild „Shenandoah“. Die zwei unterschiedlichen Rottöne, der dunklere, kleinere Teil an der Seite der Lichtquelle, beherrschen den Raum ohne die Aggressivität, die der Farbe Rot normalerweise zugeschriebenen werden. „Shenandoah“, so benannt nach dem indianischen Namen eines Ortes in den USA, hat nichts von Indianerromantik, die Hautfarbe unserer roten Brüder und Schwestern spielt keine Rolle, das Rot ist kein Sonnenuntergang, und auch der rötliche Staub der Prärie weht einen nicht an.
Vielmehr befinden sich die beiden warmen Rottöne in einem Dialog miteinander. Sie unterhalten sich über ihre Beziehungen untereinander, das Licht, das auf sie fällt und den Raum, in dem sie sich zueinander verhalten müssen.
Betrachtet man das Bild näher, lösen sich die beiden Farben auf in die Strukturen des mehrschichtigen Farbauftrags. Man erkennt, wie Frank Badur auf einen dunklen Untergrund, der an einigen Stellen jetzt zu sehen ist, in regelmäßigen, breiten und kurzen Strichen in der Diagonale den Flächen die Tiefe gibt. Es ist unter anderem dieser Technik die optische Täuschung zuzuschreiben, die wechselweise Flächen hervor bzw. zurücktreten läßt. Und so pulsieren die beiden roten Ebenen. Sie stehen nebeneinander und voreinander. Sie konkurrieren und sind doch solidarisch, weil ein Teil ohne den anderen nicht denkbar ist. Das ist so sicher wie dunkles Blut die Lungen füllt und helles sie verläßt.
Qpferdach
Frank Badur in der Galerie Nowald, Goethestr.69. Mi-Fr. 16 -19, Sa 13-16Uhr. Bis zum 10.6.
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