: Preise hinter den Fernseh-Kulissen
■ Eine taz-Autorin ist mit in der Jury dabei, wenn in Bremen die besten Regional-Fernseh-Beiträge ausgesucht und die Preise vergeben werden / Auszeichnung für Hinrich Lührssen und Eike Besuden, nur der Kameramann wollte kein geteiltes Lob
Sechs Fernsehbeiträge sind am Freitag in Bremen beim 16. Wettbewerb der Fernseh-Regionalprogramme mit Geldpreisen von insgesamt 12.000 Mark ausgezeichnet worden. Die 5 Mitglieder der Jury wählten die Beiträge nach verschiedenen Wettbewerbs -Gruppen aus 130 eingesandten Beiträgen aus. Von einer der JurorInnen, der taz-Autorin Sybille Simon-Zülch, wollten wir es genau wissen.
Die Fernsehjournalisten werden doch eigentlich gut bezahlt. Warum muß es da auch noch Preise geben?
Sibylle Simon-Zülch: Die Regionalprogramme haben keinen guten Ruf. Der Preis ist von Bremen angeregt worden und wird hier vergeben, um die Regionalprogramme ein wenig aufzuwerten.
Wieviel gibt es da?
Der erste Preis ist mit 3.000 Mark
dotiert.
Es wird viel spekuliert über die Verflachung der Fernsehprogramme unter dem Einfluß der „privaten“ Konkurrenz. Ist das spürbar bei den Wettbewerben?
Es sind dieses Jahr auch viele Sendungen eingeschickt worden, die für private Sender gemacht waren. Und wir haben festgestellt, daß die Kluft gar nicht so groß ist. Eigentlich hatten wir gedacht, die Prvaten machen den Unterhaltungs- und Blut- und Katastrophen-Journalismus, die öffentlich-Rechtlichen halten dagegen. Aber dieses Vorurteil trifft nicht zu, auch nicht auf die Öffentlich-Rechtlichen. Die Privaten holen auf. Da waren ganz seriöse und ganz gute Beiträge dabei.
Die Preise werden nur für anspruchsvolle Sendungen vergeben?
Ja. Aber auch für Witzige natür
lich.
Wer hat den besten Preis gewonnen?
Reinhold Böhm. Er hat eine Halbstundensendung mit dem Titel „Gitterblicke“ über ein Gefängnis gemacht, das war mit Abstand der beste Film.
Wie haben Bremer Beiträge ab
geschnitten?
Gut, die schneiden immer gut ab.
Weil die Jury in Bremen sitzt und die Kollegin Filz ihre Finger dabei drin hat?
Nee. Obwohl das manchmal schon peinlich ist: Es gab einmal eine Kategorie „Magazine“, diese Preise hat immer Buten &Binnen bekommen. Dann wurde der Preis abgeschafft, auch weil gesagt wurde, daß Buten&Binnen als Stadt-Magazin bessere Bedingungen hat als die Abend-Sendungen in Flächenstaaten.
Was war der beste Preis, der jetzt nach Bremen geht?
Den hat Hinrich Lührssen für seine „Kreuzworträtsel“ bekommen. Diesmal gab es aus Bremen 4 Beiträge und drei wurden prämiert. Eike Besuden hat einen Preis für einen Film über die Drogenszene bekommen, der auch für den Kameramann Mathias Brüninghaus gedacht war. In unserer Begründung stand aber, daß die Kamera manchmal doch etwas effekthascherisch geführt wurde, daraufhin hat Brüninghaus seine Urkunde unter Protest zurückgegeben. Den dritten Preis hat Christian Berg für sein Interview mit dem Innensenator Bernd Meyer bekommen.
Und der beste Preis für einen Privaten?
Ein kleiner Beitrag vom Rhein-Neckar-Fernsehen. Das sollte ein Interview werden mit dem Karikaturisten Papan, aber der Interviewer ist an dem Karikaturisten gescheitert. Wir haben das prämiert, weil wir es sehr mutig fanden, das dennoch zu senden.
Ist das eine große Ehre, nach Bremen zur Preisverleihung geladen zu werden?
Ich denke schon. Es gibt so etwas nirgends sonst. Die Jury hat sich Anfang April getroffen und entschieden, die Preisverleihung und das Werkstattgespräch war jetzt Freitag und Samstag. Die Werkstattgespräche sind ein Treffen einmal im Jahr, an dem es kein Konkurrenzgehackel gibt, sondern wo man sich austauschen kann. Da können sich auch diejenigen, die keine Preise bekommen haben, über die Kriterien beschweren.
Int.: K.W.
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