Senatoren-Show auf Bestellung

■ In der überfüllten Techniker-Mensa wies Wissenschaftssenator Franke die „Freunde“ und „Jungchen“ zurecht / Über Umzug des Fachbereichs Sozialwesen noch diskutieren

Das Zwischenziel, das die Studierenden vom Fachbereich Sozialwesen nach drei Wochen Streik nicht geschafft hatten, das erreichten ihre KommilitonInnen vom „harten“ Fachbereich Technik bereits nach drei Tagen Aufmüpfigkeit: Wissenschaftssenator Thomas Franke kündigte sich höchstpersönlich für ihre Vollversammlung an. Die Mensa der früheren „Hochschule für Technik“ quoll gestern von angehenden MaschinenbauerInnen und ElektrotechnikerInnen über. Sie hatten eigens ihren Streik ob des verheißungsvollen senatorischen Besuchs ausgesetzt.

Als der Senator nach 40 Minuten erschien, sagte er den Studierenden sofort, was sie befürchtet hatten. Daß er von seiner Position keinen Jota abrückt: „Natürlich wird das GW1 geräumt und der Umzug in die Neustadt wird stattfinden.“ Dabei hatte sogar gestern vormittag der Akademische Senat anderes entschieden und sich eindeutig gegen den Umzug des FB Sozialwesen vom Uni-Campus in die überfüllten Trakte der TechnikerInnen gewandt.

Der jovial-arrogante Senator war in seiner Wortwahl nicht zimperlich: Er redete die Studierenden als „Freunde“, als „Jungchen“ an und warf ihnen vor: „Die Mehrheit, die hier sitzt, weiß nicht, wovon sie redet.“ Die studentischen RednerInnen verwehrten sich gegen das senatori

schen Duzen und das beleidigende „Jungchen“ und empfahlen Franke: „Setzen Sie sich auf ihren Hintern, machen Sie mal eine Woche Studium mit den Elektro-Technikern.“

Der Senator versuchte es auch mit Bluff. Er behauptete, es sei bereits genauestens berechnet, daß die Quadratmeter des Fachbereichs Technik ausreichten, auch für die SozialwissenschaftlerInnen. Erst eine Woche vorher

hatte Rektor Mönch an gleicher Stelle zugegeben, daß solche genauen Berechnungen noch gar nicht existieren.

Zwei Stunden währte das Wortgefecht mit dem senatorischen Rhetoriker. Kurz vor Schluß blieb den Studierenden nichts übrig als festzustellen, daß ihnen eine „Show“ geboten worden war, daß sie die „Arroganz der Macht“ zu Besuch gehabt hatten. Der Senator lenkte ein wenig

ein: Der Fachbereich Sozialwesen solle nicht auf 180, sondern „nur“ auf 360 Studierende reduziert werden. Und: Die Studierenden könnten mit ihm in einer Arbeitsgruppe über den Umzug debattieren. Erst wenn Ergebnisse vorliegen, soll dann endgültig über den Umzug entschieden werden. Die Studenten hörten's mit Unglauben und verabschiedeten den Senator mit lautstarkem Gejohle.

bd