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Kohl auf Pasta-asciuta-Tour

Der Bundeskanzler wirbt beim römischen Büpndnispartner um Unterstützung im Streit um die Kurzstreckenraketen / Italiens Regierungschef De Mita erinnert an historische Deckungsgleichheit der Interessen  ■  Aus Rom Werner Raith

Daß die Italiener das noch erleben durften. Leibhaftig schwebte gestern der deutsche Nato- und EG-Bruder Kohl ein, mächtig zwar immer noch von Gestalt, aber ziemlich klein in seiner ungewohnten Bittsteller-Pose. Ein Gipfel des Erfolgs

-nachdem Neapel die Münchner aus dem Pokal geworfen, die Forscher zwischen Frascati und Palermo reihenweise vor jedem Germanen die kalte Nuklearfusion geschafft und die Fiat -Werke beim Autoverkauf mit VW gleichgezogen haben; der Triumph, er schillert durch in allen Kommentaren und wohlwollenden Empfangssprüchen. Natürlich sei, so Ministerpräsident De Mita, der selbst gerade von einer London-Visite bei der unbeugsamen Margaret zurückgekommen ist, „das Interesse Italiens und der Bundesrepublik schon historisch vollkommen deckungsgleich“, schließlich hätten beide „gegen ernste Bedenken der Bevölkerung“ seinerzeit eifrig Cruise und Pershing stationiert. Und „wir haben auch volles Verständnis für die Abneigung der Deutschen gegen Kurzstreckenraketen, die so oder so auf deutsches Territorium fallen würden“.

Doch da machen die meisten Chronisten schon halt - „darin nämlich“, so der 'RAI'-Korrespondent aus Bonn, „unterscheidet sich die italienische Situation von der deutschen“. Im Klartext: Wenn wir für den Totalabbau auch der Kurzstreckendinger sind, dann den Teutonen zu Gefallen, uns selbst gehen die nix an.

Und das bedeutet - Kohl wird es, wenn er nicht schon ans programmierte Spaghettiessen gedacht hat - schon beim Empfang gemerkt haben: Wir stehen treu zu euch, aber...

Genau in diesem Aber wird sich der Feuerwehrmann bemühen müssen: Allzu lange haben die Italiener darunter gelitten, daß Bonn ohne irgendwelche Rücksicht seine Achse mit Paris ausgebaut, die spektakulären Vereinbarungen händchenhaltend mit Franzosen, Engländern, Amerikanern getroffen hat, während Italien grundsätzlich abseits stand.

Der negative Eindruck, den schon frühere Regierungen etwa mit den massiven Einmischungen Ludwig Erhards oder Helmut Schmidts in Italiens Wirtschaft hinterlassen haben, verstärkt sich derzeit zudem, weil Hunderttausende in der BRD lebender Italiener berichten, wie wenig Kohl gegen die zunehmende Ausländerfeindlichkeit tut. Und so treten Italiens Medien denn auch genüßlich den „einzig wohl wirklich dahinterstehenden Grund“ für Kohls Pasta-asciuta -Tour breit: „Ihm steht das Wasser bis zum Hals“ ('L'Unita‘), und „wenn er nicht schnell noch auf den Null -Lösungszug aufspringt, muß er sich um einen anderen Job umsehen“ ('Paese sera‘). Die Italiener werden ihm gerne beim Springen helfen. Nur: Dann wird er wohl auch einiges springen lassen müssen. Solidarität hat ihren Preis. Besonders seitens derer, die man vorher getreten hat.

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