: Rebmanns Chefsprecher geschaßt
■ Clinch zwischen Bonn und Karlsruhe über Öffentlichkeitsarbeit der Bundesanwaltschaft zum Hungerstreik der RAF / Justiz-Staatssekretär Kinkel soll Entlassung des Rebmann-Sprachrohrs betrieben haben
Berlin (taz) - „Ich bin nicht mehr Pressesprecher des Generalbundesanwalts und kann deshalb auch keine offiziellen Erklärungen mehr abgeben.“ Das war das einzige, was der langjährige erste Pressesprecher des Generalbundesanwalts, der 42jährige Oberstaatsanwalt Alexander Prechtel, gestern nachmittag noch zitierfähig bestätigen wollte. Zu den Gründen, die zu seiner überraschenden Absetzung geführt hatten, wollte sich der Ex-Sprecher der obersten Fahndungsbehörde in Karlsruhe nicht äußern. Nach Informationen der Illustrierten 'Bunte‘ soll der Rauswurf Prechtels auf Betreiben des Staatssekretärs im Bundesjustizministerium, Kinkel, erfolgt sein. Wegen heftiger Kontroversen über die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesanwaltschaft (BAW) im Zusammenhang mit dem Hungerstreik der Gefangenen aus der RAF und anderen Gruppen, habe Kinkel von Rebmann die Absetzung seines Chef-Sprechers verlangt. Prechtel habe mehrfach das strikte Schweigegebot durchbrochen, das Kinkel der BAW auferlegt habe. Demnächst, so meldet die 'Bunte‘ weiter, soll Prechtel auch sein Amt als Referent Rebmanns verlieren.
Die Rest-Pressestelle der BAW selbst, sprich Prechtels bisheriger Stellvertreter und voraussichtlicher Nachfolger Förster, wird vermutlich am kommenden Montag zu den Vorgängen im eigenen Hause eine offizielle Erklärung abgeben. In der Karlsruher Behörde soll derweil bereits herber Unmut herrschen. Dabei richtet sich der Ärger nicht nur auf den Bonner Staatssekretär Kinkel, dem vorgeworfen wird, seine Kompetenzen zu überschreiten, indem er keiner geringeren Behörde als der Bundesanwaltschaft einen „Maulkorb“ umhängen wolle. Auch BAW-Chef Rebmann selbst hat den Unmut seiner Beamten aufs neue auf sich gezogen, da er Prechtel offenbar umstandslos, quasi als Bauernopfer, habe fallenlassen.
Im Zusammenhang mit dem inzwischen seit mehr als drei Monaten andauernden Hungerstreik der RAF, war von der BAW bisher nichts anderes erklärt worden als die Bekräftigung der Rebmannschen Hardliner-Linie: ein rigoroses nein zu den Forderungen der Hungerstreikenden. Ebenso wie sich Staatssekretär Kinkel bislang über öffentliche Stellungnahmen, wie beispielsweise von SPD-Politikern, stark verärgert gezeigt hat, scheint er auch die Stellungnahmen aus Karlruhe als störend für sein Konzept der Geheimdiplomatie zu werten. Aktueller Vorlauf der Prechtel -Absetzung: Vor nur knapp drei Wochen hat das Bundesjustizministerium die Verlängerung der Amtszeit des Generalbundesanwalts um ein weiteres Jahr über seinen 65. Geburtstag am 30. dieses Monats hinaus beschieden. Statt Rebmann hat es nun seine stets loyale zweite Stimme getroffen.
mai
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