piwik no script img

Ausgangssperre für 450.000

■ Bisher blutigstes Intifada-Wochenende im besetzten Gaza-Streifen / Drei Tote und 120 Verletzte

Tel Aviv (dpa) - Nach dem blutigsten Wochenende seit Beginn des Palästinenseraufstandes (Intifada) vor 17 Monaten haben die israelischen Behörden am Sonntag große Gebiete des besetzten Gazastreifens und Flüchtlingslager im Westjordanland mit über 450.000 Menschen unter eine unbefristete Ausgangssperre gestellt.

Bei den heftigen Zusammenstößen am islamischen Feiertag Id ul-Fitr waren nach arabischen Angaben am Samstag im Gaza -Streifen drei Palästinenser erschossen und etwa 120 zum Teil schwer verletzt worden. Die israelische Armee bestätigte 70 Verletzte. In der Stadt Chan Junis ermordeten arabische Extremisten einen Mann, der ihrer Ansicht nach mit den israelischen Besatzungsbehörden kollaboriert hatte. Unter dem Zwang der Ausgangssperre ebbte die Gewalt am Sonntag ab. Bis zum frühen Abend wurden bei Zusammenstößen im Westjordanland sechs weitere Palästinenser verletzt.

Zu der beispiellosen Eskalation kam es am Samstag morgen im Gaza-Streifen nach dem Morgengebet zu Id ul-Fitr, das das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert. Im Flüchtlingslager Nusseerat im Gaza-Streifen zogen Palästinenser nach dem Gebet mit PLO-Fahnen zu dem örtlichen Friedhof, um der im Kampf gegen die Israelis gefallenen „Märtyrer“ zu gedenken. Das Eingreifen der Armee führte zu den bisher schwersten Zusammenstößen in dem übervölkerten Gebiet.

„Innerhalb kürzester Zeit breitete sich der Aufruhr über das gesamte Gebiet aus“, sagte ein Armeesprecher. „Die Luft in der Stadt Chan Junis war schwarz vom Qualm brennender Autoreifen“, berichtete ein Augenzeuge. Ein 40jähriger, Vater von acht Kindern, wurde durch einen Schuß in die Brust getötet, ein 20jähriger durch einen Kopfschuß, ein 23jähriger von einer Polizeikugel tödlich getroffen. Die „Vereinigte nationale Führung“ der Intifada hatte die arabische Bevölkerung der Gebiete erst vor wenigen Tagen erneut zu einer Eskalation aufgerufen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen