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Goldenes Kalb tanzt

■ Deutsche-Bank-Kritiker: Protestpotential wächst

Frankfurt (taz) - Wenn heute rund 2.000 Groß- und Kleinkapitalisten die noble Alte Oper in Frankfurt betreten wollen, um auf der Jahreshauptversammlung der Deutschen Bank ihre Aktionärsinteressen zu vertreten, müssen sie an einem biblischen Mammonsymbol vorbeidefilieren: Apartheidgegner, die mit ihrer Aktion gegen das Engagement der Deutschen Bank im Burenstaat Südafrika protestieren wollen, haben nämlich vor dem Musentempel ein „goldenes Kalb“ aufgestellt.

Und auch bei dem Tanz um selbiges auf der Aktionärsversammlung werden sich die Anteilseigner der größten europäischen Bank kritische Worte gefallen lassen müssen. Von Gegnern des rassistischen Regimes in Südafrika, von Umweltschützern und friedensbewegten Menschen werden diverse Anträge auf Nichtentlastung des Vorstandes der Deutschen Bank eingebracht werden (siehe taz vom 9.5.). Auf einer Pressekonferenz im Frankfurter Römer erklärte dazu gestern ein Sprecher der kritischen Aktionäre, daß das Protestpotential unter den 310.000 Aktienbesitzern der Deutschen Bank in den letzten Jahren gewachsen sei - „auch wenn wir bei den Abstimmungen noch immer überdeutlich in der Minderheit sind“.

Insbesondere die angestrebte Fusion zwischen Daimler Benz und MBB, die von der Deutschen Bank massiv vorangetrieben wurde, habe auch in „normalen“ Aktionärskreisen Unruhe ausgelöst. Mit der Fusion würde nämlich eine weitere „heilige Kuh“ der freien Marktwirtschaft „geschlachtet“: der freie Wettbewerb. Der kritische Aktionär Eduard Bernhard (BBU) wies in dem Zusammenhang darauf hin, daß selbst die CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung Proteste gegen die DB/MBB -Fusion angemeldet habe. Bernhard selbst wird sich heute als Kleinaktionär gegen die Beteiligungen der Deutschen Bank am Atomgeschäft (unter anderem in Mühlheim-Kärlich) aussprechen und auf Nichtentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat plädieren.

kpk

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