piwik no script img

Dregger als WAA-Kämpe

■ CDU-Fraktionschef trommelt gegen „vorschnellen Ausstieg“ / Warnke träumt von Atomexporten in die Dritte Welt

Bonn (dpa) - In der Union haben sich die letzten WAA-Kämpfer zu Wort gemeldet, die gegen einen vorschnellen Ausstieg aus mo dernen Atomenergietechniken sind. CDU/CSU-Fraktionschef Dregger erklärte am Dienstag, die zu treffenden Entscheidungen in der Frage einer deutsch-französischen Atomzusammenarbeit hätten weitreichende Folgen. Von Umweltminister Töpfer (CDU) wünschte Dregger Auskunft, welche Auswirkungen die Wiederaufarbeitung in La Hague auf die weitere Entwicklung entsprechender Techniken in der Bundesrepublik habe. Der CDU-Politiker kritisierte die „unbekümmerte Art“, wie der Veba-Konzern bei seinen Kontakten zur französischen Cogema „den Ausstieg aus Wackersdorf eingeleitet und dem Staat die Regelung der politischen Probleme überlassen hat“.

Vom Stromversorgungsunternehmen PreussenElektra wurde versichert, daß die von Töpfer in seinem Brief geforderte eindeutige Entscheidung der Stromwirtschaft über Wackersdorf fristgerecht bis zum 16. Mai vorliegen werde.

Entwicklungshilfeminister Jürgen Warnke (CSU) wies in einem Interview darauf hin, daß angesichts der drohenden Klimakatastrophe die Atomenergie Schwerpunkt der Beziehungen zu den Ländern der Dritten Welt werden müsse. Angesichts des wachsenden Energiebedarfs dort würde bei ausschließlichem Einsatz natürlicher Brennstoffe die Gefahr heraufbeschworen, daß die Welt in eine Klimakatastrophe schlittere.

Besorgt darüber, daß die Bundesrepublik als Folge der Verhandlungen mit Frankreich möglicherweise eines Tages aus Nachbarländern Atommüll aufnehmen muß, äußerte sich der umweltpolitische Sprecher der bayerischen SPD -Landtagsfraktion, Hans Kolo. Unter den Energieversorgern werde bereits unverhohlen über die Grenzen eine Arbeitsteilung diskutiert.

Die Cogema, die französische Gesellschaft zur Wiederaufarbeitung von Atombrennstoffen, sieht sich von einer Entscheidung für oder gegen Wackersdorf nicht betroffen: „Das ist nicht unser Problem“, sagte ihr Chef Syrota gestern. Er wies zugleich aber auf den wachsenden internationalen Konkurrenzkampf um die Wiederaufbereitung hin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen