THTR soll sofort wieder ans Netz

Gesellschafterversammlung der Thorium-Hochtemperatur-Reaktors fordert umgehende Erlaubnis zum Wiederanfahren / „Geordneter Rückzug“ bis Ende 1991 geplant / Konkursgefahr noch nicht gebannt  ■  Aus Dortmund J. Nitschmann

Die Gesellschafter des Thorium-Hochtemperatur-Reaktors (THTR) 300 in Hamm-Uentrop wollen den Betrieb des derzeit wegen Sicherheitsbedenken stillgelegten Atommeilers „umgehend“ wieder aufnehmen. Nach einer mehrjährigen Auslaufphase bis Ende 1991 soll dann für eine „geordnete Beendigung“ des THTR-Betriebes gesorgt werden. Eine außerordentliche Gesellschafterversammlung der Hochtemperatur Kernkraft GmbH (HGK) richtete gestern an den für das atomrechtliche Genehmigungsverfahren zuständigen nordrhein-westfälischen Wirtschaftsminister Reimut Jochimsen (SPD) die Aufforderung, „die umgehende Erlaubnis zum Wiederanfahren“ des seit Oktober vergangenen Jahres stillgelegten Reaktors zu erteilen. Zugleich sprachen sich die Gesellschafter dafür aus, das voraussichtlich zwei bis drei Jahre dauernde Stillegungsverfahren für den THTR unmittelbar einzuleiten. Auf die Frage, ob damit ein Konkurs, der gegenwärtig mit 256 Mio. Mark verschuldeten HKG gebannt sei, erklärte der Vorstandschef des Hauptgesellschafters Vereinigte Elektrizitätswerke (VEW) Klaus Knizia: „Wir sind sehr daran interessiert, daß es nicht zum Konkurs kommt. Aber ausschließen kann man es nicht. Wir werden uns jedenfalls bemühen, daß ein Konkurs nicht eintritt.“

Offenbar haben sich die Gesellschafter des THTR gestern auf einen Forderungskatalog gegenüber Land und Bund verständigt, über dessen Details Knizia jedoch gegenüber der Presse keinerlei Angaben machen wollte. Wie nach der Gesellschafterversammlung zuverlässig verlautete, wollen die Eigner des THTR maximal 20 Prozent der auf insgesamt 425 Millionen Mark geschätzten Kosten für den sicheren Einschluß und den Abbruch des Reaktors übernehmen.

Knizia ließ offen, ob die Gesellschafter der Aufforderung von Bund und Land folgen werden, noch im laufenden Geschäftsjahr eine Bilanzrückstellung in Höhe von insgesamt 80 Mio. Mark für den sicheren Einschluß des Reaktors vorzunehmen. Aus den sehr allgemeinen Äußerungen des VEW -Chefs wurde deutlich, daß die Gesellschafter erhebliche Nachbesserungen an dem sogenannten „Konsenspapier“ geltend machen wollen, das letzten Freitag zwischen dem Bund, dem Land und den Betreibern des THTR ausgehandelt worden war. Derzeit ist weiterhin offen, unter welchen Bedingungen die Gesellschafter des THTR zu „einer geordneten Beendigung“ des Reaktorbetriebes in Hamm-Uentrop bereit sind.