: Mai-Randale Erfolg mit Fehlern
■ 400 Menschen diskutierten im Mehringhof das Vorgehen am 1.Mai / Vermittelbarkeit der Aktion bezweifelt
Zur Wiederaufbereitung des „Revolutionären 1.Mai“ auf dem Lausitzer Platz rief am Mittwoch abend die Vollversammlung im Mehringhof. Wegen des Andrangs mußten die etwa 400 Teilnehmer Innen auf dem Hof über vergangene Randale und zukünftige Strategien diskutieren. Insgesamt seien die Demo und die nachfolgenden Ausschreitungen als „Erfolg“ zu bewerten, so der Tenor. Zwei Streitpunkte kristallisierten sich jedoch im Verlauf der Diskussion, die betont sachlich geführt wurde, heraus: Zum einen war es umstritten, ob das Kiezfest unbedingt in Mitleidenschaft gezogen werden mußte, zum anderen machte man sich Gedanken um die „Vermittelbarkeit“ der Aktionen. Getränke Hoffmann stand so auch am Mittwoch im Mittelpunkt: In unmittelbarer Nähe zum Kiezfest einen Laden zu plündern, sei „strategischer Blödsinn“, so die gemäßigte Fraktion. Den Tränengasbeschuß auf Kinder und Schwangere habe man so auf die eigene Kappe zu nehmen. Andere hingegen sprachen von einer „geplanten Bombardierung“ des Festes durch die Polizei. Wenn diese schon bei der Woolworth-Plünderung nicht eingeschritten sei, so hätte sie bei Getränke Hoffmann erst recht keinen Grund dazu gehabt. Einigkeit herrschte hinsichtlich gewisser Zerstörungsorgien: Es sei ja nicht unbedingt notwendig, Steine zu schleudern „bis auch der Rahmen noch rausfällt“. „Zielgerichtete Gewalt“ sei aber durchaus zu begrüßen und auch „vermittelbar“. Sex-Shops und Spielhallen stehen so weiterhin zur Disposition. Auch die Haltung zum „markenbezogenen“ Anzünden von Autos war klar: Da schließlich keine Bauwagen zur Verfügung standen, hätten auch mal Kleinwagen dran glauben müssen.
Kritik am Gesamtverlauf ertönte spärlich: eine „totale Pleite“ nannte eine Teilnehmerin den 1.Mai. Man sollte erst einmal die vom rot-grünen Senat geöffneten Freiräume nutzen, anstatt blind auf den Putz zu hauen. Für die Mehrheit war jedoch klar, „daß wir auch in Zukunft keine friedlichen Demos machen werden“. Vorläufiges Resümee zum 1. Mai:: Trotz einiger Randerscheinungen ein „Erfolg“. Am nächsten Mittwoch wird weiter diskutiert.
taz
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