piwik no script img

Afro-Frauen-betr.: "Kikuyu-Männer kannst du vergessen", taz vom 6.5.89

betr.: „Kikuyu-Männer kannst du vergessen“, taz vom 6.5.89

(...) Feministinnen sollten Empathie für andere Frauen aufbringen und sich für deren Interessen einsetzen. Leider scheint das nur selten zu klappen, wenn Euro-Feministinnen mit Afro-Frauen umgehen. Christa Wichterich lobt Euro -Missionare für ihren Beitrag an der Zerstörung der Frauen -Initiationsschulen, erhofft eine Verbesserung der Lage der kenianischen Frauen letztendlich durch Kontrazeptiva aus dem Westen und stellt die Kenianerinnen im großen und ganzen als Dummchen und willige Untertaninnen der Patriarchen dar.

Euro-Kolonialismus und Neokolonialismus waren und sind verantwortlich dafür, daß soziale Unterstützungssysteme in Afrika zusammenbrechen. Christa Wichterich nimmt mit ihrem Artikel an dieser Destabilisierung teil, indem sie die westliche Kernfamilie propagiert und verlangt, daß sich afrikanische Kinder westlichen Modellvorstellungen anpassen, und indem sie die tatsächlichen Leistungen der Afrikanerinnen geringschätzt. Sie ist ihnen gegenüber paternalistisch, nimmt ihre Ansichten nicht ernst, zitiert sie nur, wo das ihrer Argumentationsstrategie nützt, und maßt sich die Rolle einer Sprecherin für die „wahren“ Interessen der Kenianerinnen an.

Ich als Namibianerin meine, daß es höchste Zeit für Euro -Feministinnen ist, endlich einzusehen, daß afrikanische Frauen - trotz aller Schwierigkeiten - in der Lage waren und sind, ihre eigenen Kämpfe auszufechten. Sie verstehen ihre Situation immer noch am besten. Wie wäre es, wenn Euro -Feministinnen aufhörten, Missionarinnen westlichen Denkens zu sein, und stattdessen „Dritt-Welt„-Frauen direkt zu Wort kommen ließen? Wie wäre es, wenn Euro-Feministinnen zum Beispiel etwas dagegen täten, daß von ihren Ländern aus immer noch solch Pharmamüll wie Depo-Provera gewinnbringend in die „Dritte Welt“ exportiert wird?

Laura Sasman, Hamburg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen