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Die anderen: Zum Gorbatschow-Besuch in China / China: Studentendemonstrationen / Wahlen in Argentinien

DIE ANDEREN

Liberation

Zum Gorbatschow-Besuch in Peking spricht die französische Tageszeitung vom „Gipfel der zwei kranken Riesen“.

Über liebenswerte und konventionelle Sprüche hinaus sind die chinesischen und sowjetischen Reformer nicht geneigt, viel Hilfe bei der marxistisch-leninistischen Ideologie zu suchen, um ihre Länder aus der Krise herauszuführen. Wenn Lenin heute immer noch erwähnt wird, dann ist das nichts weiter als eine soziale Höflichkeitsfloskel ohne weitgehende Folgen - weder für denjenigen, der sie ausspricht, noch für denjenigen, der sie sich anhört. Einen Ausweg aus dem Kommunismus zu suchen, auch wenn man es nicht offen zugibt, bedeutet nicht schon gleich den Erfolg. Die Aufgabe allein ist bereits schwer, und dann muß man immer noch mit all denen rechnen, die ihr keinen Erfolg wünschen.

Le Figaro

Zu den Studentendemonstrationen in Peking schreibt 'Le Figaro‘

Das hätte für Deng der Höhepunkt seines Ruhms sein können, wenn diese unberechenbaren und ärgerlichen Studenten nicht alles verdorben hätten! Sie bedienen sich der Anwesenheit Gorbatschows, um eine politische Liberalisierung durchzusetzen, die ihnen wichtiger ist als die wirtschaftliche Liberalisierung. Seit zehn Jahren wird die chinesische Wirtschaft durch die Dynamik der Freiheit grundlegend verändert und gewinnt neue Kraft. Die Partei dagegen ist weiterhin Alleinherrscher und so totalitär und verschlossen wie seit jeher. In der Sowjetunion geschah genau das Gegenteil: Das Räderwerk der Wirtschaft frißt sich fest und kommt zum Stillstand. Aber man hat ein göttliches Geschenk erhalten: das Recht, sich darüber zu beschweren. Gorbatschow scheint gewonnen zu haben. Aber Vorsicht: Deng hat noch nicht sein letztes Wort gesprochen.

El Pais

Zu den Wahlen in Argentinien schreibt die spanische Zeitung 'El Pais‘

Raul Alfonsin wird in die Geschichte als der erste gewählte Präsident (Argentiniens) in 67 Jahren eingehen, der die Macht einem anderen Zivilisten, der aus den Urnen hervorgegangen ist, übergibt... Auf dieses Ziel konzentriert, hat Alfonsin nicht die enorme Gefahr bemerkt, die die tiefe Wirtschaftskrise für die Stabilität der Demokratie bedeutete und die in keiner Weise mit seiner unwirksamen, falschen und widersprüchlichen Politik unter Kontrolle gebracht wurde... Es kann daher nicht überraschen, daß die enorme aufgestaute Unzufriedenheit jetzt zu einem Sieg des peronistischen Kandidaten geführt hat.

Daily Telegraph

Der konservative britische 'Daily Telegraph‘ bemerkt zum gleichen Thema

Es gibt sehr wohl Anlaß zur Sorge über Carlos Menems Sieg in Argentiniens Präsidentschaftswahlen. Aber das Säbelrasseln wegen der Falkland-Inseln in der Wahlkampagne ist nicht die drängendste. Die künftige Ausrichtung der argentinischen Wirtschaft sollte uns mehr Sorgen bereiten. Menem, der die Wahlen mit einem deutlichen Vorsprung gewann, hat nach den vorliegenden Erklärungen gesagt, daß notfalls Blut vergossen werden muß, um die Falkland-Inseln wiederzubekommen - obwohl er diese Ansicht inzwischen zurückgezogen hat. (...) Argentiniens Wirtschaft verdient eine viel ernstere Behandlung, als dies während der Wahlkampagne geschah. Der scheidende Präsident Alfonsin hat ein kleines Wunder vollbracht, indem er eine volle Amtszeit ohne militärische Intervention von der Art, die die Geschichte des Landes geplagt hat, überlebte. Aber er hat es nicht geschafft, die schrecklichen Probleme der Hyperinflation, der industriellen Stagnation und der gewaltigen Auslandsschulden zu bewältigen.

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