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Chinesen kommen nach Bremen

■ Chinesische Warenkontrolle richtet in Bremen ihre europäisches Büro ein

Zwölf Chinesen saßen gestern im Schütting um den runden Tisch und versorgten die JournalistInnen mit freundlichen Worten und Visitenkärtchen. Der Dolmetscher übersetzt schneller als der Redner die Sätze aus seinem Manuskript vorliest, gleich fünf der Delegationsmitglieder schreiben mit, obwohl selbst die deutsche Übersetzung der kleinen Rede des großen Präsideneten schon vorab verteilt wurde: mehr als perfekt ist alles vorbereitet und organisiert. Die „Politik der offenen Tür“ hat den Handel zwischen der Bundesrepublik und der Volksrepublik stimuliert, lobt Liang Jie Handel und Wandel, der seit 10 Jahren die Öffnung Chinas zum Westen befördert. Die Mitglieder der Delegation sind bis auf wenige Ausnahmen 40, 50 Jahre und älter - sie haben auch andere Zeiten Chinas erlebt. Mit dabei ist auch Zhang Erduan, „Senior Economist“, der alte Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht. Es scheint nicht die junge Generation, die in China den Neuanfang vorantreibt.

Die bremischen Häfen hätten ihren Umschlag im China -Geschäft in den vergangenen zehn Jahren sogar verdreifacht, erklärt Liang Jie. Der Chinese ist Präsident der „China Commodity Inspection Corporation“ (CCIC) und die CCIC will in Bremen ihr europäisches Außen-Büro einrichten, um den Warenverkehr zu inspizieren. Die Delegation war zur Einweihung des Büros in der Nettelbeckstraße gekommen. Bremen sei nicht wegen besonders schlechter Qualitäten gewählt worden, versichterte der freundlichen Chinese auf Nachfrage, sondern wegen der alten Handelsbeziehungen, Bremen verfüge auch über eine zukunftsweisende Infrastruktur für den Überseehandel. Eine Rolle gespielt habe auch die Städtepartnerschaft zu Dalian, und die Bremer seien „besonders freundlich“, versicherte Liang Jie. Der Fernhandel scheint ein Geschäft besonderer Art zu sein.

Kontrolliert wurde bisher bisher meist erst in den chinesischen Häfen. Und da fällt dann auf, daß bei der Verständigung in einer fremden Sprache - der Handel läuft über englisch - gelinde gesagt Mißverständnisse an der Tagesordnung sind. Wer soll im Nachhinein klären, ob der Daimler wirklich blau bestellt wurde, nach der doppelten Übersetzung? Ganz zu schweigen von Anforderungen an komplizierte Maschinen? Wie muß etwas verpackt sein, um den Transport auf chinesischen Straßen zu überstehen? „Nicht ohne Störungen“ verläuft der deutsch-chinesische Handel, in der letzten Zeit gab es „von beiden Seiten Klagen“, meinte Liang Jie gestern in überraschender Offenheit. Auf Nachfragen wollte er aber weder Beispiele nennen, nur eines: 12% der Waren, die China importiert, müßten reklamiert werden, nur 3% der exportierten Waren.

Solche Fragen sollen fünf freundliche Chinesen, die zum Personal des Bremer Büros gehören werden, nun vor Ort klären, bevor die Ware auf das Schiff geht und bezahlt wird.

In China verfügt die CCIC über Büros in 170 Städten und über 10.000 MitarbeiterInnen. In der chinesischen Staatswirtschaft ist die Kontrolle gesetzlich vorgeschrieben, auch im Überseehandel scheint sie notwendig.

K.W.

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