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Ein beschauliches Bild-betr.: "Schau nach vorn", taz vom 10.5.89

Betr.: „Schau nach vorn“, taz vom 10.5.89

„All the world's a stage, and all men are merely players...“

Ein beschauliches Bild hat Redakteurin Petra Kohse da von einer Drogenlangzeiteinrichtung gezeichnet: abgelegene Gegend, rustikaler Bau, Kräutergarten. In diesem Umfeld eine Gruppe junger Menschen, nahezu selbstorganisiert und eigenverantwortlich, auf der Suche nach sich selbst und im Bestreben, von der Droge loszukommen. Das begeisterte Klatschen nach all dem Theater, das im weiteren Verlauf gespielt wird, übertönt nüchterne Fragen: Warum ist ein Drittel der Plätze nicht belegt? Wie geht es nach dieser „Edeltherapie“ weiter, in der mensch unter der „Käseglocke“ von der rauhen Wirklichkeit ferngehalten wird? Welche Zahlen über Rückfallquoten von Therapie-Beginnern und von deren Absolventen, etwa ein, zwei Jahre danach, liegen vor? Erst nach deren Beantwortung ist die großzügige Schlußfolgerung gerechtfertigt, diese Art von Therapie führe zur Selbstbestimmung im Leben. Sonst könnte der Anschein erweckt werden, die Theatereleven seien bloß Statisten im Spielplan ehrgeiziger PädagogInnen.

Reinhard Bornemann, Berlin 21

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