: „Embryo einer EG-Polizei“
Bern (taz) - Die Justiz- und Innenminister der zwölf EG -Staaten haben im Rahmen ihrer geheim arbeitenden Koordinationsgruppe TREVI weitere Beschlüsse zur Aufrüstung im Fahndungs- und Überwachungsbereich getroffen. Das Treffen unter Teilnahme von Bundesinnenminister Schäuble fand am vergangenen Wochenende in Madrid statt. Erst jetzt wurde bekannt, wie angebliche „Sicherheitsdefizite“ durch die Aufhebung der europäischen Binnengrenzen 1992 „ausgeglichen“ werden sollen: Die zwölf Staaten wollen ein Zentralbüro zur „Bekämpfung des Terrorismus und des internationalen Drogenhandels“ einrichten. Es ist nicht ortsgebunden, sondern wird von dem Staat geführt, der jeweils für ein halbes Jahr den EG-Vorsitz innehat. Den Anfang macht ab Juli 1989 Paris. Das Zentralbüro soll durch Minister des jeweiligen EG-Führungsstaates sowie der beiden vorangehenden und nachfolgenden Vorsitz-Staaten besetzt sein. Einige Mitgliedern bezeichnen es offenbar als „Embryo der EG -Polizei“. Die einzelnen Staaten wurden in Madrid außerdem verpflichtet, je eine Zentralstelle mit einem Verantwortlichen zur „Beschaffung und zum Austausch von Informationen über Terrorismus und Drogenhandel“ einzurichten. Innerhalb von 24 Stunden sollen sich die EG -Staaten dadurch untereinander informieren können, wenn es um „Terrorakte“ oder „andere Vorkommnisse“ geht. Dazu dürften auch Angaben über Einwanderungs- und Asylbewegungen gehören.
Beat Leuthardt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen