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Tag der Einheit entzweit Parteien

Bonn (dpa) - Der 17. Juni entzweit die Parteien. Nach Diskussionen um die Zukunft des 17. Juni als Feiertag in den letzten Jahren gibt es 1989 einen Rednerstreit. Nur widerwillig akzeptierte die CDU/CSU den Vorschlag der SPD, deren Vordenker Erhard Eppler mit der Rede in der Feierstunde am 17. Juni im Bundestag zu betrauen. Kaum geschehen, äußerte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Friedrich Bohl, „Präsenzprobleme“. Wohl wegen des unerwünschten Redners entschuldigte Bohl bereits im voraus das Fernbleiben so manches Abgeordneten aus seinen Reihen. Hans-Jochen Vogel reagierte für die SPD barsch: Peinlich, schäbig, kleinkariert, töricht, gehässig, selbstgerecht, hieß es.

Zum Ärger über die Kritik an Eppler kam bei Vogel nämlich die Empörung, daß die Union im Widerspruch zum bisherigen wechselseitigen Vorschlagsverfahren die „erste Wahl“ der Sozialdemokraten, den Abgeordneten und evangelischen Synoden -Präses Jürgen Schmude, schlicht abgelehnt hatte. Als Begründung hieß es, die Feierstunde solle nicht von „aktiven Abgeordneten“ geprägt werden. Schmudes Bereitschaft, im Konflikt um den Hungerstreik der RAF-Häftlinge zu vermitteln, paßte manchen Unionspolitikern offenbar ebenso wenig wie dessen deutschlandpolitische Ansichten. Ihm wird vorgehalten, vor genau einem Jahr das Wiedervereinigungsgebot der Verfassung in Frage gestellt zu haben.

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