: Armenierstreiks in Eriwan dehnten sich erneut aus
Moskau (dpa/afp) - Während in Moskau das Politbüro der KPdSU über die Zukunft des autonomen Gebiets Nagorny-Karabach beratschlagte, haben sich gestern die Streiks in der armenischen Hauptstadt Eriwan ausgeweitet. Die Hälfte der Unternehmen befanden sich im Solidaritätsstreik für die seit dem 3. Mai im Ausstand stehenden Armenier in Nagorny -Karabach. Sie fordern die Angliederung des bislang zu Aserbaidschan gehörenden Gebietes an Armenien. Bereits am Vortag hatte eine nicht genehmigte Demonstration stattgefunden, an der sich rund 150.000 Menschen beteiligten.
Die Demonstranten forderten erneut den Rücktritt der armenischen Regierung und eine Sondersitzung des armenischen Parlaments über die Zukunft von Nagorny-Karabach. Zudem protestierten sie gegen die Haftbedingungen der zwölf ehemaligen Leiter des „Karabach-Komitees“, von denen zehn immer noch in Geheimhaft sitzen. Mehrere Inhaftierte befinden sich im Hungerstreik. Die Armee, die vor 5 Monaten eine nächtliche Ausgangssperre über Eriwan verfügt hatte, stationierte Soldaten an den Knotenpunkten der Stadt. Ergebnisse der Politbürositzung lagen bis Redaktionsschluß nicht vor.
In Georgien unterstrich das Politbüro der KP mit einem symbolträchtigen Beschluß die Forderung der Bevölkerung nach mehr nationaler Eigenständigkeit: Der 26. Mai wurde zum „Tag der Wiederherstellung des georgischen Staates“ erklärt. Am 26. Mai 1918 hatte sich Georgien als unabhängige Republik konstituiert.
1921 wurde es der Sowjetunion angegliedert. Der jetzt gefaßte Politbürobeschluß zum Unabhängigkeitstag darf als Zugeständnis an nationalistische Kräfte in Georgien verstanden werden. Die Republiken Estland und Littauen hatten erstmals im Februar den Tag ihrer Unabhängigkeit gefeiert. Jetzt fordern die Parlamente der Republiken vom Obersten Sowjet eine Debatte über den Hitler-Stalin-Pakt, in dem 1939 die Annexion des Baltikums beschlossen worden war.%%
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