: ASME-Humanitas geht in die öffentliche Offensive
Wiesbaden/Beirut (dpa/ap) - Die nach mehrfachen dubiosen 'Entführungen‘ ins Blickfeld der Öffentlichkeit geratene Organisation 'ASME-Humanitas‘ sieht endlich keine Möglichkeit mehr, ihre Arbeit in Libanon fortzusetzen. Während es bislang noch kein Lebenszeichen der beiden am vergangenen Dienstag nahe der südlibanesischen Stadt Saida verschwundenen ASME-Mitarbeiter gibt, sind nach einer ganzen Reihe öffentlicher Spekulationen über eine eventuelle Inszenierung der wiederholten Entführungsfälle die Mitarbeiterinnen der Gruppe in die öffentliche Offensive gegangen. In Saida widerrief die Krankenschwester Petra Schnitzler ihre ursprünglichen Aussagen, sie habe eine Botschaft der Entführer an die Bundesregierung mitgebracht. Schnitzler, die allein in diesem Monat bereits zweimal verschleppt wurde, verlas eine Erklärung, wonach die Organisation jetzt Libanon verlassen will, selbst wenn ihre Kollegen noch nicht frei sein sollten. Sie beschuldigte ebenfalls örtliche P.L.O.-Verantwortliche, die Mitarbeiter von ASME in der Nacht zum Freitag mit Waffengewalt zum Verlassen ihres Stützpunktes innerhalb eines Palästinensercamps gezwungen zu haben. Im hessischen Stadtallendorf nannte die Geschäftsführerin von ASME, Dagmar Nackunstz das Vorgehen der P.L.O. einen Verstoß gegen die Genfer Konventionen. Außerdem sagte sie, ASME lehne das Berliner Zentralinstitut für soziale Fragen ab, das mehrfach darauf hingewiesen hat, daß ASME-Humanitas nicht auf seinen Listen für zur Spende empfohlene Organisationen geführt wird. Der Vertreter der P.L.O. in Bonn, Franghi, sagte am Freitag in einem Radiointerview, wenn die Bundesregierung an die P.L.O. herantrete, werde seine Organisation sicherlich etwas unternehmen, die beiden ASME-Mitarbeiter zu befreien. ASME habe den Palästinensern vor einigen Jahren medizinische Hilfe angeboten, man habe aber nach einigen Monaten schlechte Erfahrungen mit der Organisation gemacht. Man habe ASME mehrfach aufgefordert, den Libanon zu verlassen. Er könne allerdings nicht behaupten, die Leute hätten selbst an ihrer Entführung mitgemacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen