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Verpaßte Chance

■ Van-Gogh-Ausstellung geht an Berlin vorbei

Berlin hat wegen ungeklärter Finanzierungsfragen eine große Ausstellung aus Anlaß des 100. Todestages des niederländischen Malers Vincent van Gogh verpaßt. Die vom Amsterdamer Rijksmuseum organisierte Ausstellung wird nun im nächsten Jahr vom Folkwang-Museum in Essen gezeigt, wo sie großzügige Sponsoren gefunden hat.

Der frühere Kultursenator und stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion des Abgeordnetenhauses Volker Hassemer bezeichnete es gestern als „skandalös, mit welcher Uninteressiertheit sich Berlin eine große Jubiläumsausstellung über van Gogh und seine Nachfolger hat durch die Lappen gehen lassen“.

Hassemer warf Kultursenatorin Anke Martiny (SPD) vor, daß sie nicht im Stande gewesen sei, „rechtzeitig zu den von den Holländern gesetzten Terminen die notwendigen Finanzierungszusagen gegenüber der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu machen“. Dies sei auch deshalb „besonders ärgerlich“, weil offenbar die Freunde der Nationalgalerie bereit gewesen seien, mit einem Betrag in Millionenhöhe zur Finanzierung der Ausstellung beizutragen. „Damit verpaßt Berlin ein Ausstellungsprojekt, das weltweit Aufsehen erregt hätte.“

Ein Sprecher der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten sagte dazu, seine Verwaltung habe den Antrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz für die Gewährung von Lottomitteln „mit besonderer Eindringlichkeit“ befürwortet. „Diese Haltung unseres Hauses hat sich nicht gewandelt.“ Man sei aber schließlich „von den Ereignissen überrollt worden“, da die Amsterdamer eine Entscheidung bis zum 5.Mai verlangten und dabei ausdrücklich auf das „Gewehr bei Fuß stehende“ Folkwang-Museum in Essen verwiesen hätten.

Angesichts der selbst für Lottomittel ungewöhnlich hohen Zuschußsumme von 4,6 Millionen Mark und der im Koalitionspapier zwischen SPD und AL vereinbarten Veränderung über die Vergabe der Lottomittel sei „in der gegenwärtigen Situation, in der wir alle auf Sparkurs sind“, eine Entscheidung in wenigen Tagen nicht mehr zu schaffen gewesen.

dpa

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