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Schreinemägersche Nähkästchenerotik

 ■ S T A N D B I L D

(Chicita, Montag, 22.5., 22 Uhr, ARD) Jürgen von der Lippe, echt geiler Spaßmacher, oder? Aber seine Exfrau erst mal, die ist die absolute Supernummer. Mimt jetzt montags im Ersten die vollemanzipierte Moderatorin von Chicita, dem „Magazin der neuen Weiblichkeit“. Heißt Germaine von Schlottmann-Herrkempel, und das, obwohl sie so einen schönen Eigennamen hat: Margarethe Schweinemagen - pardon, Schreinemakers wollt ich sagen. Das ist eben Satire. Wäre mir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, hätte mich der Sender nicht schon vorher gewarnt.

Also, Gretel schreibt sich ihre eigenen Gags und spielt oh, welch enorme Wandlungskraft - alle weiblichen Rollen selbst. Wenn sie im unifarbenen Schößchenkostüm durchs Studio trippelt und satirische Nachrichten verliest, da steht das Zwergfell nicht mehr still: Topmodell Hannelore Kohl hat in Moskau einen Nerz geklaut (ha), Jutta Dittfurth erhält für ihre zwei selbstangezeigten Abtreibungen den Memminger Sonderpreis (haha), Margaret Thatcher wurde beim Tee von Walter Momper geschwängert (hahaha). Jetzt läuft auch noch der vorläufige Frankfurter Frontkämpfer Matthias Beltz ein und steht gagreich zur Seite. Sein bestes Pulver verschießt er gleich zu Anfang: „Ich bin Mitglied der AOK, der anonymen O-Saft-Kipper“ - hohoho, selten so gelacht. Zwischendurch wird ab und zu gerammelt, wie sich das für ein echt provokantes Magazin eben so gehört (Mann mächtig in action - Frau schläft ein o.ä.). Gottlob lag Gretel immer unten, sonst wäre mein Weltbild vollends ins Wanken geraten.

Schier endlose Reihen famosen Witzes ließen sich zitieren, Rita Süssmuths fliegende Tornado-Pilotinnen, Hildegard Knefs Trunksucht, quotierte Fußballmannschaften... Aber als Kritikerin habe ich die Aufgabe zu interpretieren, anstatt Unbeschreibliches zu wiederholen. Die Live-Sendung war so provokant wie ein aufgeklapptes Nähkästchen, Germaines Zunge so scharf wie selbstgehäkelte Pulswärmer. Hier mit feministischer Empörung zu reagieren, hieße Hedwig-Kotz -Mahler mit Simone de Beauvoir zu vergleichen. Chicita ist einfach unerträglich blöd, sonst gar nichts. Freundinnen sexueller Provokation empfehle ich darum die Karen-Finley -Show, für verklemmt Schlüpfriges hat Schamonis Schpeichel -Schmeichel das bessere Näschen und die bitterste Real -Satire in Sachen Frauenfeindlichkeit hatte vorher schon die Tagesschau parat (Vergewaltigungsopfer wandern auf der schönen Insel Kreta für vier Jahre hinter Gitter!). Oh Margarethe, für dich gibt's nur noch eins: Ganz schnell von der Bildfläche verschwinden und bitte keine Extratouren mehr!

Ach ja, fast hätte ich meinen Freund Uwe vergessen. Der saß doch im Bremer Studio tatsächlich ganz vorne in der ersten Reihe. Uwe, Uwe, dafür mußt du dir 'ne ganz schlaue Ausrede einfallen lassen.

toni

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