: Wissenschaft und Technik: Blaumeisen verwenden biologische Insektenschutzmittel
Blaumeisenweibchen sind von Sonnenaufgang bis -untergang mit Kindern, Küche und (Brut-)Kasten beschäftigt. Wissenschaftler der Universität Wales beobachteten das Tagwerk der Blaumeisen-Hausfrau mit in Meisenkästen eingebauten Kameras. Futter für die Kleinen und Ersatzteile fürs Nest schleppt Mutter Blaumeise bis in die Dämmerung hinein nach Hause. Merkwürdig ist jedoch ihr letzter Ausflug vor Einbruch der Dunkelheit. Dann trägt sie nicht einen letzten Leckerbissen oder Polsterung fürs Bett zu ihren Lieben, sondern frische Efeu- oder Salbeiblätter, zuweilen auch einen Schnabel voll Brennesseln. Die Ornithologen vermuten, daß das frische Grün für die Meisen nichts anderes als ein biologischer - und ozonfreundlicher - Schutz vor Insekten ist. Die duftenden Pflanzenöle schrecken Insekten ab. Die Blaumeise verwendet ihre Insektenschutzmittel auch wenn sie brütet oder ihre noch sehr jungen Sprößlinge über längere Zeit im Nest betreut. Ältere Nachkommen dagegen, die allein im Nest zurückbleiben, während Mutter auf Futtersuche geht, müssen ohne den Schutz auskommen. Mutter Blaumeise verbannt Insekten nur dann aus dem Nest, wenn sie selbst viel Zeit zu Hause verbringt. Solch eigennütziges Verhalten hat Seltenheitswert. Normalerweise hat im Tierreich der Nachwuchs immer Vorrang.
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