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Rachefeldzug nach dem Hungerstreik

■ Rechtsanwalt Pauschs Äußerungen zur Gewalt

Welcher Teufel mag Johannes Pausch geritten haben, als er sich im Fernsehen dazu hinreißen ließ, über sein „Verständnis“ für Bomben gegen Sachen und die Funktion von Bekennerschreiben nach politisch motivierten Mordanschlägen zu fabulieren? Natürlich, das Recht auf freie Meinungsäußerung gilt auch für Rechtsanwälte und die Ansichten, die Pausch zum besten gab, sind weiter verbreitet, als es pflichtgemäß empörte CDU-Politiker, 'Welt‘ und 'Bild‘ glauben machen wollen. Aber Pausch sprach nicht als Privatmann, sondern in seiner Funktion als „Organ der Rechtspflege“, als Anwalt des Gefangenen Helmut Pohl. Ob politische Unerfahrenheit ihn plaudern ließ (gepaart mit einem Schuß Eitelkeit) oder der trotzige Versuch, aus diesem Interview mit aufrechtem Gang wieder herauszukommen, tut wenig zur Sache. Pausch mußte wissen, daß sein Gegenüber ausschließlich zum Zweck der Entlarvung angereist war: Entweder er distanziert sich öffentlich von den Taten und politischen Überzeugungen seines Mandanten - eine schlichte Zumutung für jeden Rechtsanwalt - oder er bestätigt die ewig junge Behauptung von der einen, großen terroristischen Vereinigung innerhalb und außerhalb der Knäste. Pausch hätte das Thema wechseln oder den Kollegen rausschmeißen müssen.

Es ist wenig überraschend, daß Unionspolitiker und Springer -Presse das Fernsehinterview zum Ausgangspunkt eines publizistischen Rachefeldzugs gegen den auf der Ebene der Außenwirkung erfolgreichen Hungerstreik machen. Eine solche Chance bietet sich nicht alle Tage. Die Fronten, die zwischen den RAF-Gefangenen und Teilen der liberalen Öffentlichkeit während des Hungerstreiks eine Spur aufgebrochen waren, sollen so rasch wie möglich wieder geschlossen werden. Außerdem geraten jene politisch unter Rechtfertigungszwang, die den Hungerstreik-Forderungen der Gefangenen wenigstens ein kleines Stück entgegengekommen sind.

Ob auch der nordrhein-westfälische SPD-Justizminister Rolf Krumsiek Racheglüsten gegenüber Pausch nachhängt - während des Hungerstreiks gerieten beide mehrfach aneinander -, mag dahingestellt bleiben. Ausschlaggebend für Krumsieks persönliches Engagement gegen Pausch ist etwas anderes: An Rhein und Ruhr herrscht Wahlkampf. Die CDU trommelt heftig gegen den „SPD-Kniefall vor dem Terrorismus“. Der Justizminister zeigt Härte - opportunistische Härte.

Gerd Rosenkranz

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