: Konzert im Modernes
■ „Education is the weapon.“
Miami Steve Van Zandt alias Little Steven stellt seitJahren seine Musik mit einer Ernsthaftigkeit unter diese Maxime, die vielen suspekt erscheint. Tatsächlich gibt es in den Staaten wohl keinen weiteren weißen Musiker, der ähnlich kompromißlos seine Musik zur „message“ aufkocht und mit seinen lakonischen Forderungen nach „Solidarity“, „Liberation“ und „Revolution“, die den meisten doch längst fade schmeckenden Rezepte aus der Speisekammer der 68er -Köche auftischt.
Daß ein solches Konzept in den hipness-fixierten ausgehenden 80ern die Kritiker reihenweise zum Unken bringt, beirrt den 38jährigen nicht:“ Rockmusik ist nicht eine Sache von Unterhaltung sondern von Motivation ... Ich will mit meinen Platten und Konzerten Impulse geben - zum Nachdenken, zur Aktion. Das ist das Wichtigste, was ein Musiker heute leisten kann.“
So grast er in einfachen und konkreten Texten die politischen Problemfelder ab. Doch anders als die von ähnlicher Motivation getriebenen englischen „Latin Quarter“ zerfließt Little Stevens Anspruch nicht in tränenerstickter Trauerlyrik: Direkte Sprache und oft rüde Musik, die allerdings bisweilen die enge Freundschaft zu Bruce Springsteen sehr deutlich erkennen läßt, transportieren hier das Image des Fighters, der „Voice of America“ - so der LP -Titel von 1984. „I ain't gonna play Sun City“ sang er 1985 zusammen mit rund 30 Stars der Rock- und Jazzszene: Der Aufruf zum Boykott des südafrikanischen Vergnügungszentrums machte ihn vorübergehend zum Sprachrohr der „Rock against Apartheid„-Bewegung und wurde zum Beginn seiner musikalischen Abnabelung von Springsteen.
Mit seiner neuen Platte „Revolution“ ist die vollzogen: Der harte, kompositorisch stark vom „Boss“ beeinflußte Oststaaten-Rock wich funkigen Rhythmen mit volltönendem Synthi-Gedöns. Sehr ungewöhnlich, denn immerhin ist Mr. Van Zandt von Haus aus Gitarrist. Seinem politischen Anspruch ist er treu geblieben: Der Textbeilage ist eine Liste mit Initiativ-Adressen und Buchtips zugefügt. ra
heute abend, Modernes, 20 Uhr.
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